Notfallseelsorge

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Die Notfallseelsorge wendet sich an alle Menschen und deren Angehörige in Krankheitssituationen, unabhängig von ihrer Lebens- & Glaubensorientierung. Außerdem begleitet sie auch das Klinikpersonal in Krisensituationen durch Gespräche oder rituelle Handlungen. Sie bewegt sich in einem interkulturellen und multireligiösen Raum, unterliegt der Schweigepflicht und ist nicht den Kliniken zur Auskunft verpflichtet! In den Kliniken gibt es in der Regel eine ökumenische Kooperation, vor allem mit der katholischen Kirche.

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Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

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Martin Stöhr zum Geburtstag gewürdigt

Der große Versöhner zwischen Juden und Christen wird 80

Darmstadt. 30. August 2012. Prof. Dr. Martin Stöhr, Ehrenpräsident des Internationalen Rates der Christen und Juden sowie Pfarrer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), wird am Donnerstag (30. August 2012) 80 Jahre alt. Er war zuletzt als Professor für systematische Theologie an der Gesamthochschule Siegen tätig und zuvor Direktor der Evangelischen Akademie Arnoldshain der EKHN.

Für seine Verdienste im jüdisch-christlichen Dialog würdigte ihn der Kirchenpräsident der EKHN Dr. Volker Jung: „Martin Stöhr hat wie kein anderer in unserer Kirche die Aussöhnung zwischen Juden und Christen in der Nachkriegszeit geprägt. Er tut dies bis heute. Er hat großen Anteil an der Verständigung zwischen Israel und Deutschland nach dem Holocaust weit über unsere Landeskirche und sogar weit über Deutschland hinaus. Die antijudaistischen Tendenzen im Christentum und deren verheerende Auswirkungen in der Geschichte bis hin zum NS-Völkermord hat Martin Stöhr schonungslos benannt und die Erinnerung daran wach gehalten. Bis heute hat er ein waches Gespür für Tendenzen in der Gesellschaft, die diese notwendige Erinnerung lieber verharmlosen, verdrängen oder gar in Frage stellen wollen.“

Der Präses der Kirchensynode, Dr. Ulrich Oelschläger, wies darauf hin, dass Stöhr nicht nur wesentlich dazu beigetragen habe, das Verhältnis zum Judentum politisch zu verbessern, sondern auch theologisch auf der Grundlage der biblischen Schriften. Wörtlich sagte Oelschläger: „Intensiv ringt er um eine Theologie, die die jüdischen Wurzeln des Christentum anerkennt und ohne christliche Überheblichkeit auskommt. Von ihm stammten wesentliche Beiträge und Veröffentlichungen zur Aufarbeitung des leidvollen Verhältnisses zwischen Judentum und Christentum, denen ich auch für die eigene wissenschaftliche Arbeit viel verdanke.“

Zur Person

Martin Stöhr wurde am 30. August 1932 in Singhofen als Sohn eines Pfarrerehepaars geboren. Nach dem Abitur in Bad Ems studierte er von 1951 bis 1956 evangelische Theologie und Soziologie in Mainz, Bonn und Basel. Nach dem Vikariat in Rüsselsheim und einem Spezialvikariat in Ost-Berlin wurde er Pfarrer in Wiesbaden-Amöneburg. Von 1961 bis 1969 war er Studentenpfarrer an der Technischen Universität in Darmstadt. 1969 wurde er Studienleiter der Evangelischen Akademie Arnoldshain und 1972 deren Direktor. Von 1986 bis zum Eintritt in den Ruhestand l998 lehrte Stöhr als Professor mit den Schwerpunkten Ökumene und Interreligiöser Dialog an der Universität Siegen.

Zu Stöhrs Lebensthema wurde die jüdisch-christliche Versöhnungsarbeit und die Aufklärung über christliche Wurzeln der Judenverachtung. 1964 war er zum ersten Mal nach Israel gereist, danach immer wieder, 1985 sogar auf persönliche Einladung des damaligen Staatspräsidenten Chaim Herzog. Mit anderen begründete Stöhr 1978 das Programm „Studium in Israel“, durch das inzwischen über 500 Theologiestudierende aus Deutschland, Tschechien, Österreich und der Schweiz ein Jahr an der Hebräischen Universität in Jerusalem studieren konnten. Sie lernen dort nicht nur die Bibelauslegung der jüdischen Überlieferungen kennen, sondern begegneten der Vielfalt der jüdischen Gemeinden sowie den christlichen Kirchen, dem Islam und dem israelisch-palästinensischen Konflikt. Diese Erfahrungen konnten sie zuhause in Gemeinden und Schulen einfließen lassen.

Von 1965 bis 1984 war Stöhr neben Pater Dr. Willehad Paul Eckert und Landesrabbiner Nathan Peter Levinson der evangelische Vorsitzende des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Dieser beteiligte sich an der Überarbeitung von Schulbüchern im Blick auf das Judentum und später auch auf den Islam. Zudem sprach er sich bereits 1971 grundsätzlich gegen die christliche Missionierung von Juden aus.

Stöhr war von 1968 bis 1985 Mitglied der Landessynode der EKHN. Er gehörte der Studienkommission Juden und Christen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an, die 1975 und 1991 die ersten Denkschriften zu dieser Thematik veröffentlichte. Er war zudem Vorstandssprecher der Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen beim Deutschen Evangelischen Kirchentag. 1990 wurde er in Prag – bis 1998 - zum Präsidenten des International Council of Christians and Jews gewählt, deren Ehrenpräsident er bis heute ist.

Stöhr gehört dem Vorstand der Martin-Niemöller-Stiftung an, die 1977 von Eugen Kogon und Heinz Kloppenburg gegründet worden war. Als Nachfolger von Walter Jens war er lange Jahre ihr Vorsitzender. Von 1960 bis zum Einmarsch der Warschauer Paktstaaten 1968 war Stöhr Mitglied der Prager christlichen Friedenskonferenz. Bis heute ist er aktives Mitglied der Friedensbewegung.

Seine Arbeitsfelder vertrat Stöhr in vielen internationalen, ökumenischen Konferenzen. In zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen beteiligte er sich an der Erneuerung der christlich-jüdischen Beziehung nach der Schoah, dem Massenmord an Juden während der Zeit des Nationalsozialismus. Seine Publikationen zeigen die Bemühung, nach dem Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg, neue Begegnungen mit niederländischen, polnischen und tschechischen Nachbarn praktisch und informativ zu ermöglichen, sowie das Verhältnis von Christentum und Sozialismus besser zu verstehen. Als Prediger erarbeitete Stöhr über Jahrzehnte zahlreiche Predigt-Meditationen und von 1961 bis 2007 viele Rundfunksendungen.

Für sein Engagement in der Versöhnungsarbeit wurde Stöhr mit etlichen öffentlichen Auszeichnungen geehrt. Er lebt heute in Bad Vilbel.

Verantwortlich: Stephan Krebs Pressesprecher

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