Notfallseelsorge

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Die Notfallseelsorge wendet sich an alle Menschen und deren Angehörige in Krankheitssituationen, unabhängig von ihrer Lebens- & Glaubensorientierung. Außerdem begleitet sie auch das Klinikpersonal in Krisensituationen durch Gespräche oder rituelle Handlungen. Sie bewegt sich in einem interkulturellen und multireligiösen Raum, unterliegt der Schweigepflicht und ist nicht den Kliniken zur Auskunft verpflichtet! In den Kliniken gibt es in der Regel eine ökumenische Kooperation, vor allem mit der katholischen Kirche.

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Austausch

Freunde aus der Ferne

Lea BiskupDeutsch-ägyptische JugendbegegnungHananeh aus Syrien (links), die drei Ägypterinnen (Mitte), eine Mitarbeiterin aus dem Dekanat Dreieich und Lorin aus Afghanistan (rechts) haben eine Menge Spaß beim Kochen

Zum ersten Mal haben sich Flüchtlingsmädchen aus Syrien und Afghanistan bei der deutsch-ägyptischen Jugendbegegnung beteiligt. Musik, Hobbies und Interessen – die Jugendliche aus vier Nationen haben festgestellt, dass sie viele Gemeinsamkeiten haben. Es gibt aber auch Unterschiede.

„Die deutschen Jugendlichen haben sehr viel mehr Freiheiten als wir“, erklärt die 15-jährige Miriam aus Ägypten. „Wir dürfen zum Beispiel keinen Alkohol trinken oder keine Zigaretten rauchen“, so Miriams erster Eindruck von Deutschland. Sie ergänzt: „Trotzdem haben Lydia und ich Glück, dass wir zu Hause in Kairo mit unseren Freunden ausgehen dürfen. Das ist nicht selbstverständlich.“ Mit Lydia besucht sie die deutsche Schule in Kairo. Die zwei Mädchen sind Teil einer 14-köpfigen Gruppe, die vom 9.  bis zum 19. Juli 2016 zu Gast im evangelischen Dekanat Dreieich ist. Es ist bereits die 21. Deutsch-ägyptische Jugendbegegnung: Zwölf fanden im Evangelischen Dekanat Dreieich statt, neun in Ägypten. In diesem Jahr werden die Jugendlichen die evangelische Marktkirche in Neu-Isenburg, eine Synagoge in Darmstadt und eine Moschee in Langen besuchen. Anschließend fahren alle Teilnehmer für einige Tage zu einer Freizeit in die Jugendherberge Lenggries. „Wir sind sehr stolz, dass wir es wieder geschafft haben, diese Jugendbegegnung auf die Beine zu stellen“, erzählt Carsten Preuß, Dekanatsjugendreferent in Gravenbruch.

Koptische Christinnen und Christen nehmen am Austausch teil

Partner der Jugendbegegnung ist die ägyptische „Evangelical Presbyterian Church“. „In Ägypten leben rund elf Prozent koptische Christen. Das ist eine Minderheit. Die meisten Menschen in Ägypten sind Muslime“, so Preuß. Diskriminierung wegen ihres Glaubens haben die ägyptischen Jugendlichen jedoch noch nicht erlebt. „Zwei meiner besten Freundinnen sind Musliminnen“, erzählt Miriam aus Kairo.

Andere Regeln, andere Freiheiten

Zwischen dem Leben in Ägypten und Deutschland haben die Mädchen allerdings noch weitere Unterschiede bemerkt: „Es gibt viel mehr Regeln hier in Deutschland“, fügt Lydia lachend hinzu. „Gerade im Verkehr, aber auch was die Pünktlichkeit angeht. Auch unsere Kleidungsstile unterscheiden sich. In Ägypten dürften wir keine kurzen Hosen oder Röcke tragen. T-Shirts sind in Ordnung, aber bei allem anderen würden wir viel Ärger von unseren Familien bekommen. Das ist hier in Deutschland anders“, so Lydia. Trotzdem haben die Jugendlichen zusammen viel Spaß und oft die gleichen Interessen.
„Gestern waren wir mit den ägyptischen Jugendlichen im Schwimmbad“ erzählt die 14-jährige Hanna Martin aus Sprendlingen. „Das war lustig und interessant. Vor allem, weil die meisten unserer Gästen noch nie in einem Freibad waren. Sie gehen immer in Seen oder im Meer schwimmen, haben sie mir erzählt“, erklärt Hanna.

Als Flüchtlinge gekommen, als Gastgeberinnen dabei

Besonders stolz ist der Gravenbrucher Gemeindepädagoge Joachim Reinhard darauf, dass dieses Jahr erstmals drei Flüchtlingsmädchen an der Begegnung teilnehmen. „Das ist wirklich etwas ganz besonderes für uns. Gerade weil wir uns auch die Fragen nach dem Einfluss von Religion, Kultur und Politik auf das Leben der Jugendlichen stellen“, so Reinhard. Deshalb besucht die Jugendgruppe auch die evangelische Marktkirche in Neu-Isenburg, die von hugenottischen Glaubensflüchtlingen gegründet wurde. „Erst als wir genauer darüber nachdachten, kamen wir auf die Idee, auch Flüchtlinge in die Jugendbegegnung zu integrieren“, erklärt Reinhard.
Bei dem gemeinsamen Kochen für das Mittagessen haben Hananeh und Lorin mitgeholfen. Die 16- und 17-jährigen Mädchen flohen vor knapp einem Jahr aus Afghanistan und Syrien nach Deutschland. Jetzt lernen sie einer Intensivklasse in Dreieich Deutsch und bereiten sich auf ihren Hauptschulabschluss vor. „Wir sind wirklich überrascht, wie freundlich alle Leute hier sind“, sagt Hananeh. „Und es macht uns so viel Spaß, dass wir uns mit den Jugendlichen hier auf deutsch und arabisch unterhalten können. Für mich bedeutet dieser Austausch richtige Integration. Ich nehme auf der deutschen Seite als Teilnehmerin an diesem Projekt teil, obwohl ich selbst erst vor einem Jahr nach Deutschland gekommen bin“, erklärt Hananeh glücklich weiter. „Und wir merken keinen Unterschied zwischen uns und den anderen Jugendlichen, egal ob sie aus Ägypten oder Deutschland kommen. Wir verstehen uns hier alle super“, fügt Lorin noch hinzu. „Es ist so viel wert, hier seine Meinung frei sagen zu dürfen, ohne Angst haben zu müssen, dass einem deswegen etwas zustößt. Das ist ganz anders als in Syrien“, erklärt Lorin.

Gute Bedingungen für Gespräche

Zum ersten Mal fand die Jugendbegegnung 1982 statt. Organisiert wurde sie damals von Pfarrer Tharwat Kades, der selbst aus Ägypten stammt. Seitdem reisen entweder Jugendliche aus dem Dekanat Dreieich nach Ägypten oder die ägyptischen Jugendlichen besuchen das Dekanat in Deutschland. Der Austausch findet, wenn möglich, im Wechsel statt. Letztes Jahr waren die deutschen Jugendlichen zu Gast in Kairo. Partner der Jugendbegegnung ist die ägyptische „Evangelical Presbyterian Church“.
Voraussetzung für den Austausch ist, dass sich die Schüler gut auf Englisch verständigen können. Denn eine Jugendbegegnung funktioniert über die Kommunikation. Sprachkenntnisse in arabisch bzw. deutsch erleichtern die Kommunikation ebenfalls. „Gerade einige der ägyptischen Jugendlichen besuchen deutsche Schulen und lernen so die deutsche Sprache. Da ist der Besuch bei uns im Dekanat natürlich eine tolle Möglichkeit, die Deutschkenntnisse weiter zu verbessern“, so Preuß.

Ägyptische Familien unterstützen den Austausch

Trotzdem weiß der Dekanatsjugendreferent, dass es nicht für alle Jugendlichen in Ägypten leicht ist, die Reise zu finanzieren. Gerade für solche Austauschprogramme setzt sich die ganze Familie ein. Von den Eltern bis zu den Großeltern und Verwandten wie Onkeln und Tanten versuchen alle, eine solche Reise zu ermöglichen. An dem aktuellen Austausch nehmen überwiegend junge Erwachsene aus der gehobenen ägyptischen Mittelschicht teil. „Die Jugendlichen sind in ähnlichen finanziellen Verhältnissen aufgewachsen und kennen und interessieren sich für die gleichen Dinge. Wären nicht die unterschiedlichen Muttersprachen, könnte man meinen, sie alle würden sich untereinander schon ewig kennen“, sagt Preuß weiter.

Freundschaften und eine Ehe

Selbst nach mehreren Jahren hält sich vereinzelt der Kontakt zwischen den deutschen und ägyptischen Austauschteilnehmern. Die Jugendlichen aus den Anfangsjahren des Austausches  sind heute erwachsen. Da sei es immer wieder schön, zu erfahren, was aus den anderen Teilnehmern geworden sei, so Preuß. „Wir sind besonders stolz darauf, dass sogar eine Ehe aus dem Austausch entstanden ist. Und ein zweites Pärchen studiert noch, hat aber bereits die Hochzeit im Blick“, erzählt Preuß lachend.

Zum ersten Mal Schnee sehen

Doch erst einmal fährt diese Gruppe am 15. Juli in die Jugendherberge nach Lenggries in Bayern. Hier wird dann unter anderem ein Ausflug nach Garmisch-Partenkirchen mit Besuch der Partnachklamm und des Olympiastadions auf dem Programm stehen. Bei einer Exkursion auf die Zugspitze, den höchsten Berg Deutschlands, werden sich die ägyptischen Gäste zum ersten Mal in ihrem Leben mit Schnee konfrontiert sehen.

Mehr über die deutsch-ägyptische Jugendbegegnung

[Lea Biskup]
 

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