Notfallseelsorge

Unser Angebot

Die Notfallseelsorge wendet sich an alle Menschen und deren Angehörige in Krankheitssituationen, unabhängig von ihrer Lebens- & Glaubensorientierung. Außerdem begleitet sie auch das Klinikpersonal in Krisensituationen durch Gespräche oder rituelle Handlungen. Sie bewegt sich in einem interkulturellen und multireligiösen Raum, unterliegt der Schweigepflicht und ist nicht den Kliniken zur Auskunft verpflichtet! In den Kliniken gibt es in der Regel eine ökumenische Kooperation, vor allem mit der katholischen Kirche.

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„Ich wollte frei sein“

Ein Flüchtling im Kirchenvorstand

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Amir Mashayekh hat bis zu seinem 25. Lebensjahr als Muslim in Teheran gelebt. Als Christ ist er in diesem Jahr in den Kirchenvorstand der evangelischen Gemeinde Reisen gewählt worden. „Jetzt bin ich frei“, sagt der 32jährige. Dagegen waren die letzten sieben Jahre für ihn eine einzige Zitterpartie.

bbiewAmir Mashayekh - Verfolgt aus religiösen Gründen

Kein Sprachkurs, keine Möglichkeit zur Aus- oder Fortbildung, keine Arbeit, keine Reisefreiheit. Deutsch, so sagt Amir, habe er auf der Straße gelernt und durch den Kontakt mit Menschen in der Kirchengemeinde. Sieben Jahre hat er um die Anerkennung als Asylbewerber kämpfen müssen. Nach seiner Ankunft in Deutschland verbrachte er die ersten zwei Monate in dem nach außen abgeschotteten Transitbereich am Frankfurter Flughafen. Seine Abschiebung drohte. Denn der Asylantrag wurde zunächst zurückgewiesen. Die Angst und der Stress waren so groß, dass er Herzprobleme und Depressionen bekam. Zur Untersuchung wurde er in einer Frankfurter Krankenhaus verlegt und dort von Polizisten bewacht. „Manchmal habe ich gedacht, warum bin ich bloß hierher gekommen. Was ist meine Schuld? Warum warten die Polizisten auf mich?“, beschreibt Amir seine Verzweiflung. Als die Ärzte intervenierten, wurden die Polizisten aus dem Krankenhaus abgezogen.

"Ich wollte mehr über diesen Jesus wissen"

Erst in diesem Jahr wurde sein Asylantrag anerkannt. Amir Mashayekh wurde im Iran aus religiösen Gründen verfolgt. Er hatte sich zum Christentum bekannt. Alles begann damit, dass er als Jugendlicher nach der Bedeutung eines Bildes fragte, das sein Vater aufgehängt hatte. „Das ist ein Prophet. Er heißt Jesus“, bekam er zur Antwort. Amir wollte mehr über diesen Jesus wissen und nahm Kontakt zu christlichen Gemeinden in Teheran auf. „Die Menschen im Iran akzeptieren andere Religionen. Nur seitens der Regierung fehlt jeder Respekt“, meint Amir. Die christlichen Gemeinden dürfen nicht missionieren. Die Konversion, der Übertritt in eine andere Religion, ist Muslimen verboten. „Ich wollte frei sein. Ich wollte raus aus dieser Religion. Ich habe angefangen, die Bibel zu lesen.“ Für Amir spitzte sich die Situation zu, als er über das Internet bei einem amerikanischen Fernsehkanal anrief und auf persisch über Jesus Christus redete. Dieses Gespräch wurde von den iranischen Behörden überwacht. Sie fahndeten nach ihm. Um seiner Verhaftung zu entkommen, floh er zu Verwandten in den Nordirak. Fluchthelfer, denen er 9.000 Dollar zahlte, brachten ihn in die Türkei. Von dort ging es mit dem Flugzeug weiter nach Deutschland.

Mit der E-Gitarre in der Gemeinde

Dort folgten lange Jahre der Unsicherheit. Das Gericht, das seinen Asylantrag prüfte, frage ihn, warum er an Jesus Christus glaube. Die Antwort von Amir: „Jesus ist Liebe. Jesus ist Befreiung. Jesus ist mein Weg. Mein Leben ist in seiner Hand.“ Seit sieben Jahren lebt Amir unter beengten Verhältnissen in einer Flüchtlingsunterkunft. Er möchte so schnell wie möglich eine Arbeit finden und eine eigene, kleine Wohnung mieten. In Teheran hat er Informatik studiert und unter anderem als Elektrotechniker, Kameramann und Goldschmied gearbeitet. In Deutschland konnte er bislang nur als Aushilfe in einem Lebensmittelmarkt etwas Geld verdienen. Amir, der in der Kirchengemeinde gern mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, spielt auch elektrische Gitarre. „Rock ‘n‘ Roll und Jesus passen für mich zusammen“.

"Hier bin ich zu Hause"

Der Reisener Gemeindepfarrer Helmut Spindler hatte ihn gefragt, ob er nicht für den Kirchenvorstand kandidieren möchte. Amir sagte zu und wurde gewählt. „Alle lieben mich und zollen mir Respekt, als ob ich ihr Kind bin. Die Tätigkeit im Kirchenvorstand ist für mich ein Zeichen, dass ich zu dieser Gemeinde gehöre, dass ich diese Gemeinde unterstütze, dass ich hier zu Hause bin.“

In seiner neuen Heimat vermisst Amir seine Familie. Sein Vater ist inzwischen verstorben. Mit seiner Mutter telefoniert er regelmäßig. „Vielleicht“, so hofft er, „können wir uns mal in der Türkei treffen.“

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