Notfallseelsorge

Unser Angebot

Die Notfallseelsorge wendet sich an alle Menschen und deren Angehörige in Krankheitssituationen, unabhängig von ihrer Lebens- & Glaubensorientierung. Außerdem begleitet sie auch das Klinikpersonal in Krisensituationen durch Gespräche oder rituelle Handlungen. Sie bewegt sich in einem interkulturellen und multireligiösen Raum, unterliegt der Schweigepflicht und ist nicht den Kliniken zur Auskunft verpflichtet! In den Kliniken gibt es in der Regel eine ökumenische Kooperation, vor allem mit der katholischen Kirche.

AngeboteÜbersicht

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

Menümobile menu

Weihnachten

Krippe zwischen Nutella-Crêpes und Glühwein

Wann sind wir eigentlich dazu übergegangen, zu glauben, wir müssten Weihnachten machen oder die Welt so gestalten, wie wir sie wollen? Dekan Andree Best und Präses Dr. Wolfgang Wörner werfen einen anderen Blick auf die Weihnachtsgeschichte...

Also ich stelle mir das so vor: Die Wiege ist fertig geschnitzt – kein Problem für einen Zimmermann. Josef und Maria, oder Mirjam, wie er sie nennt, sind aufgeregt und wahrlich nicht nur erwartungsschwanger. Jehoschua soll er heißen, das steht schon fest und ist Programm – Gott wird erlösen.

Gerne hätte Mirjam ihren Josef noch geheiratet, aber der ist unschlüssig. Na gut, wer könnte es ihm verübeln. Aber auch eine Verlobung ist eine Menge Wert, sagt sich Mirjam. Gott selbst ist doch immerhin mit seinem Volk verlobt (Hosea 2,21: Ich will mich mit dir verloben für alle Ewigkeit, ich will mich mit dir verloben in Gerechtigkeit und Recht, in Gnade und Barmherzigkeit. Ja, in Treue will ich mich mit dir verloben, und du wirst den HERRN erkennen) und damit auch mit ihr, der Begnadeten. Sie hat Gnade bei Gott gefunden (Lk.1,30), denn er ist gnädig, wem er gnädig sein will (Ex.33,19).

An Weihnachten erfüllt sich eine außergewöhnliche Prophezeiung

Andere begnadete Mütter, denkt sich Mirjam, mussten lange warten auf die Erfüllung ihrer Sehnsucht: Sarah sogar 90 Jahre, Rebekka und Isaak warteten 20 Jahren nach ihrer Hochzeit (Gen.25,20-26), Rachel, die Jakob besonders liebte, war unfruchtbar, während ihre ältere Schwester Lea bereits Söhne gebar. Ebenso wartete Hanna, die Mutter Samuels, lange Jahre auf ein Kind; Jahre, in denen sie Gott immer wieder um einen Sohn bat. Und nun erfüllt sich die insofern außergewöhnliche Prophezeiung, dass nun eine „junge und unverheiratete Frau“ (hebr. alma) einen verheißenen Sohn gebären werde. Das ist neu!

Bereit sein für das, was an Weihnachten geschieht

Hineni – Hier bin ich, so antwortet sie dem Erzengel Gabriel. Ich bin bereit! Bereit, für alles, was kommt. Sie ist nicht diejenige, die Weihnachten macht, sondern sie ist diejenige, durch die Weihnachten geschieht. Nicht wie sie will, sondern wie Gott will.

Wann sind wir eigentlich dazu übergegangen, zu glauben, wir müssten Weihnachten machen oder die Welt so gestalten, wie wir sie wollen? Seit wann laufen wir eigentlich Gefahr, statt Bereitschaft zu signalisieren, in Aktionismus zu verfallen. Was Maria tut ist klar: Sie hört zu und sie akzeptiert. Ist sie deswegen eine stupide Befehlsempfängerin? Nein! Sie stellt sich in den Dienst, der Gott vertraut, das richtige zu tun. Und dabei nimmt sie einiges auf sich.

Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen

Kinder werden auch in harten Zeiten geboren, in Krieg in der Ukraine, in Israel oder anderswo, in Gefängnissen und Krisenherden. Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen, manchmal listig und trügerisch wie bei den beiden Hebammen Schifra und Pua, die sich dem Befehl des Kindermordes durch den Pharao entzogen, indem sie behaupteten, immer zu spät zu den Geburten zu kommen. Mutigen Frauen wie Ihnen verdanken wir, dass Kinder immer Hoffnung geben und Mut für die Zukunft, wie bei Moses ([Gott] hat geboren).

Gott überlässt nichts dem Zufall

Die geschnitzte Holzwiege muss jedenfalls zurückgelassen werden. Die Pläne und Erwartungen müssen über Bord geworfen werden, denn Josef und Mirjam müssen los. Die Tasche, für den Kreissaal gepackt, muss zur Reisetasche werden. Windeln sind darinnen, denn in Windeln gewickelt werden die Hirten das Kind vorfinden und Windeln gehörten nicht zur klassischen Ausstattung eines Stalls in Bethlehem. Maria hatte sie also dabei. Ansonsten überlässt Gott nichts dem Zufall – niemals. Alles ist wohl durchdacht. Aus Nazareth (hebr.: Spross) muss der Spross Isais kommen, und damit ein Nachfahre Davids, der ebenfalls in Bethlehem geboren wurde, der Stadt des Brotes, dessen jüngstes Kind von sich sagen wird, es sei das Brot des Lebens (Joh.6,35).

Eine Krippe anstelle der geschnitzten Holzwiege

In einer Krippe wird dieses Kind liegen, nicht in der bereits fertiggeschnitzten Wiege. Ein Futtertrog, weil Gott ungewöhnliche Wege geht. Mose lag in einem Körbchen ausgeputzt mit Pech und Stroh, damit es nicht im Nil untergeht, sondern das Wasser es trägt wie einst die Arche. Notzeiten erfordern Notmaßnahmen. Krippe oder Körbchen, außergewöhnliche Bettchen bieten beiden nur geringen Schutz. Es ist Gott, der selber umgeben und schützen muss.

Und was hat wohl der Esel gedacht, in der Heiligen Nacht, oder der Ochse. Die Evangelisten berichten von beiden nichts. Es ist der Futtertrog, der diese Assoziationen provoziert, dass dazu passend ja auch noch Tiere gewesen sein müssen. Und den Esel haben Maria und Josef doch dabeigehabt. Vielleicht hat Lukas auch an Jesaja gedacht: Jes.1, (3) Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber (…) mein Volk versteht’s nicht. (18) So kommt denn und lasst uns miteinander rechten, spricht der HERR. Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden, und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden.

Wo ist Platz für das Kind - zwischen Nutella-Crêpes und Glühwein? 

Menschen sehen das Kind zwar, aber sie erkennen und verstehen Gottes Botschaft darin nicht. Ochs und Esel sind verständiger als sie. Sie sind sogar eher in der Lage als die Menschen, in dem Kind den zu sehen, den Gott zum Heil sendet.

So geht es mir auf dem Weihnachtsmarkt. Hunderte von Menschen bei Glühwein und Nutella-Crêpes, ich mittendrin. Wie seltsam fremd der wenig besuchte Platz mit der Krippendarstellung daherkommt. „Hier hätte so schön noch ein Karussell hingepasst“ höre ich eine Mutter sagen. Recht hat sie; hätte, hätte, Lichterkette! Und das Kind?

Überraschend, an wen Gott zuerst denkt

Aber da sind auch die anderen, die man eigentlich nie auf dem Weihnachtsmarkt sieht. Die eher am Rande stehen. Kein Geld, keine Zeit, keine Muße für Lumumba und singende Elche. Die Schaffer, die Macher, die nicht Langherumreder, draußen auf dem Feld. Die meist anderleuts Schafe bewachen, ihre Autos, Kinder oder Anlagenpapiere. Die das Feuer am Laufen halten, das sie ausbrennen lässt. Geblendet werden sie von der überraschenden Botschaft, dass Gott zuerst an sie denkt. Geblendet, weil es bisher wenig Hoffnungslichter gab im trüben Herzen ihres Alltags. Und das Hoffnungskind wird einer der ihren sein – ein guter Hirte: Jes 40,11 Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte. Er wird die Lämmer in seinen Arm sammeln und im Bausch seines Gewandes tragen und die Mutterschafe führen.

Egal, wo Du und Sie sich heute einsortieren, egal mit wem Du und Sie sich heute identifizieren, gemeinsam ist allen, dass wir uns an der Krippe treffen: wir Erwartungsschwangeren, wir Enttäuschten, wir Beladenen, wir Jubelnden, wir scheinbar Unbeteiligten, wir mit klarem Ziel und wir Beiläufigen. Und gemeinsam ist uns allen, dass wir nun erwartungsschwanger auf IHN schauen – zuerst.

An Weihnachten genügt ein Blick auf das Kind

Wir schauen, handeln, schaffen, tun, lassen, bleiben in der Kirche wegen IHM. Das eint uns heute, wir feiern, Gott, die Liebe, das Leben, die Familie – wegen IHM. Warum sollten wir nicht all unsere Wege wegen IHM gehen, die schweren, die ungewissen, die heiteren, die Umwege und Abkürzungen? Wir denken unsere Kirche neu wegen IHM. Eifern ihm nach, gute Hirten aller Gläubigen zu sein. Gute Hörende zu sein wie Mirjam, die uns Maria ist. Gute Kümmernde zu sein, wie Josef. Gute Begreifende zu sein, wie Ochs und Esel. Gute Fürsorgende wie Schifra und Pua. Und dabei wissen wir uns getragen und getröstet, wo wir genau an diesem Anspruch scheitern, dazu genügt ein Blick auf das Kind in der Krippe, dass uns längst mehr ist als nur ein Wonneproppen, sondern Grund, Ziel und Wesen unseres selbst. Jehoschua eben, der Erlösende; Jesus, der Christus.

Danke, dass wir miteinander dieses Gefühl teilen in unserem Dekanat – auf unterschiedliche Arten an unterschiedlichen Orten und doch gemeinsam. Danke, dass wir gemeinsam Kirche Jesu Christi bauen im Evangelischen Dekanat an der Dill: Sichtbar evangelisch, weiterhin engagiert und ansteigend einladend.

Ihnen und Euch allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest
wünschen Dekan Andree Best
und Präses Dr. Wolfgang Wörner

 

 

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top