Notfallseelsorge

Unser Angebot

Die Notfallseelsorge wendet sich an alle Menschen und deren Angehörige in Krankheitssituationen, unabhängig von ihrer Lebens- & Glaubensorientierung. Außerdem begleitet sie auch das Klinikpersonal in Krisensituationen durch Gespräche oder rituelle Handlungen. Sie bewegt sich in einem interkulturellen und multireligiösen Raum, unterliegt der Schweigepflicht und ist nicht den Kliniken zur Auskunft verpflichtet! In den Kliniken gibt es in der Regel eine ökumenische Kooperation, vor allem mit der katholischen Kirche.

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Schön und gerecht

Ergibt es Sinn, faire Mode zu kaufen?

istockphoto, gpointstudioEinkaufen mit der besten FreundinEinkaufen mit der besten Freundin kann eine Menge Spaß machen. Doch es macht Sinn auch an die Menschen zu denken, die das schicke Teil produziert haben. Mittlerweile gibt es zum Glück fair gehandelte Mode in sehr attraktivem Design

Bohemian-Style, Carmen-Blusen und zartes Flieder – das sind die Modetrends 2016. Doch vor der nächsten Shopping-Tour lohnt es sich, kurz inne zu halten. Denn der Spaß kann Folgen haben: mit Pestiziden belastete Felder und 16-Stunden-Schichten für Näherinnen. Können hier ökofaire Modelabels Abhilfe schaffen?

Pro Kopf verbrauchen wir jährlich 6,5 Kilogramm Kleidung pro Jahr. Was bedeutet das für die Umwelt und die Menschen, die die Shirts, Röcke und Hosen herstellen? Dr. Ute Greifenstein, Referentin von „Brot für die Welt“, erklärt: „Eine Jeans, die wir im Westen günstig kaufen, wurde von Näherinnen in Osteuropa, Asien oder Mittelamerika in 14 bis 16-Stunden Schichten in nur 20 Minuten produziert. Dafür erhielten die jungen Frauen nur etwa 30 Euro Monatslohn.“ Zudem sei die Hose 60.000 Kilometer um die Welt gereist und habe 8000 Liter Wasser verbraucht. Macht es deshalb Sinn, zu fair gehandelte Mode zu greifen? 

Darüber hat Jakob Dettmar, Reporter der Multimedia-Redaktion, mit Ute Greifenstein gesprochen. Sie ist Referentin im Zentrum Ökumene der EKKW und EKHN und hält u.a. Vorträge im Rahmen der  Ausstellung „Nix Anzuziehen?!?“ in Rüsselsheim.  Besucherinnen und Besucher können sie sich noch bis zum 26. Februar in der Buchhandlung „Kapitel 43“ anschauen.

Was war das letzte Kleidungsstück, das Sie gekauft haben?

Ute Greifenstein: Ich habe vor Weihnachten eine Hose gekauft - Second Hand. Ich versuche Second Hand zu kaufen oder faire Mode. Aber ich bin ja nicht der Maßstab.

Faire Mode ist ja sozusagen im Trend. Immer mehr Labels und Onlineshops tauchen auf der Bildfläche auf, sogar auf der Berlin Fashion Week ist das mittlerweile ein Thema. Woran liegt das? Warum gerade Fairtrade in der Modewelt?

Ute Greifenstein: Es gibt durchaus Hersteller, die betreiben das ernsthaft und sind bemüht, fair produzierte Mode an die Leute zu bringen. Das ist nicht nur Greenwashing. Natürlich ist es auch immer etwas teurer, es ist ganz klar: Wenn ich keine Biobaumwolle verwende, wenn es mir egal ist unter welchen Bedingungen Menschen arbeiten, dann kann ich viel günstiger herstellen. Es geht um Gewinnmaximierung. Es gibt auch immer mehr Firmen, die ein paar fair produzierte Kleidungsstücke im Sortiment haben - und der Rest ist konventionell.

Warum finden Sie denn faire Mode so wichtig - aus evangelischer Sicht?

Ute Greifenstein: Ein wichtiger christlicher Wert ist, die Umwelt zu bewahren - Bewahrung der Schöpfung - und für Gerechtigkeit zu sorgen. Deswegen sollten wir uns Gedanken darüber machen, unter welchen Bedingungen unsere Kleidung hergestellt wird. 

Wenn ich mit meinen Klamottenkonsum weniger Schaden anrichten möchte - was sind Ihre Tipps?

Ute Greifenstein: Erst einmal den Konsum reduzieren. Versuchen Sie, Ihre T-Shirts im Weltladen einzukaufen, das ist meisten Bio-Baumwolle und auch fair produziert. Es gibt mittlerweile eine Menge Internetshops und ökofaire Labels, die für jüngere Leute modische Sachen vertreiben.

Was heißt denn „fair“, wenn es um Mode geht?

Ute Greifenstein: Fair ist ein dehnbarer Begriff. Ich orientiere mich da an den klassischen Fairhandels-Organisationen, das ist etwa die GEPA oder El Puente. Die Kriterien sind hier: der Ausschluss von Kinderarbeit, möglichst existenzsichernde Löhne - im Unterschied zum Mindestlohn, der ist meist niedriger. Es gibt eine Fairtrade-Prämie, um soziale Projekte zu fördern, wie beispielsweise eine Gesundheitsstation und Schulgeld für Kinder. Auch Mikrokredite können hier ein Teil sein. Diese Standards sind noch sehr viel höher als das Fairtrade-Siegel, weswegen viele klassische Fairhandels-Organisationen von diesem Siegel immer mehr Abstand nehmen.

Faire Mode ist recht teuer - nicht jeder kann sich das leisten. Ist faire Mode also nur ein Vergnügen für Reiche?

Ute Greifenstein: Das kommt drauf an, wo die Prioritäten gesetzt werden. Es geht nicht darum, alle Bürgerinnen und Bürger zum Kaufen von Fairtrade-Produkten zu überreden, die gerade mal ihren Lebensunterhalt finanzieren können. Aber es gibt eine ganze Menge Leute, die können sich es leisten und tun es trotzdem nicht. Natürlich ist der Absatz auch nicht so groß, wenn mehr Leute faire Mode kaufen würden, wäre die auch billiger.

Letztlich bleibt es doch so: Wir produzieren auf dem Rücken von Menschen, die sich unseren Luxus nicht leisten können. Ist faire Mode doch nur Ausbeutung mit einem bisschen besseren Gewissen?

Ute Greifenstein: Das will ich nicht hoffen. Es ist ein großer Unterschied, ob jemand für den fairen Handel produziert oder nicht. Hundert Prozent Gerechtigkeit haben wir noch lange nicht erreicht, aber es ist ein Schritt dahin. Allein, dass ich mir Gedanken darüber mache, wie meine Produkte hergestellt werden, und dass das unter vernünftigen Bedingungen geschieht. Faire Mode ist ja nur die Spitze des Eisbergs.

Bei Fairtrade schwingt ja immer mit: Wenn ich als Konsument*in nur anders kaufe, wird die Welt besser. Lenkt das nicht davon ab, dass das gesamte Wirtschaftssystem verändert werden müsste?

Ute Greifenstein: Manche Leute denken, sie hätten keine Macht. Aber wenn viele Leute sich zusammen tun, haben sie eine Menge Macht. Das sieht man ja schon daran, dass es bei den großen Herstellern die Tendenz gibt, in kleinen Mengen halbwegs faire Sachen anzubieten. Wenn der Konsument keine Macht hätte, würden diese Firmen das gar nicht produzieren. Es ist eine Mischung aus beidem: Natürlich ist es auch ein politisches Thema. Warum ist es möglich,  dass wir überhaupt Produkte importieren, die unter unwürdigen Bedingungen produziert werden? Das müssen wir uns fragen. Aber das eine schließt das andere nicht aus.

Modemarken und Shops, die sich an nachhaltigen Standards orientieren:

Bitte Herstellerangaben beachten:

Die Ausstellung:
„Nix anzuziehen?!“ - unter diesem Motto steht eine Ausstellung in der Buchhandlung Kapitel 43 in Rüsselsheim. Besucher*innen sollen die Produktion von Kleidung und das eigene Konsumverhalten hinterfragen: der Einfluss von Modezeitschriften, der Kauf- und Wegwerfrausch, Baumwollproduktion, Arbeitsbedingungen für Näher*innen und Umweltkonsequenzen. Diese Themen sind in auf acht Klappelementen verteilt und anschaulich illustriert: mit „roher“ Baumwolle, Barbies und Nähmaschinen. Die Ausstellung „Nix Anzuziehen?!“ ist noch bis zum 26. Februar in Marktstraße 32-34 in Rüsselsheim zu sehen. Weitere Informationen erhalten Interessierte bei Jörg Wilhelm, Beauftragter für Umwelt und Nachhaltigkeit im Ev. Dekanat Groß-Gerau-Rüsselsheim, Marktstraße 7, telefonisch unter Tel. 06142 / 91367-24 oder per E-Mail unter joerg.wilhelm.dek.ruesselsheim@ekhn-net.de
mehr über die Ausstellung

(Jakob Dettmar)

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