Notfallseelsorge

Unser Angebot

Die Notfallseelsorge wendet sich an alle Menschen und deren Angehörige in Krankheitssituationen, unabhängig von ihrer Lebens- & Glaubensorientierung. Außerdem begleitet sie auch das Klinikpersonal in Krisensituationen durch Gespräche oder rituelle Handlungen. Sie bewegt sich in einem interkulturellen und multireligiösen Raum, unterliegt der Schweigepflicht und ist nicht den Kliniken zur Auskunft verpflichtet! In den Kliniken gibt es in der Regel eine ökumenische Kooperation, vor allem mit der katholischen Kirche.

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Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

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Blog aus Belgrad Teil 3

Mit neun Jahren allein auf der Flucht

bbiewDer Zug der minderjährigen Flüchtlinge

Die Diakonie Hessen und das Zentrum Oekumene der beiden Landeskirchen Kurhessen-Waldeck und Hessen und Nassau haben ihre Begegnungsreisen zu europäischen Flüchtlingsinitiativen fortgesetzt. Derzeit befinden sich die vierzehn ehrenamtlich und vier hauptamtlich Engagierten in der Flüchtlingsarbeit in der serbischen Hauptstadt Belgrad. Berndt Biewendt berichtet in einem Blog.

Bildergalerie

Sie kommen aus Afghanistan, Pakistan, Irak, Iran und sind die Schutzbedürftigsten unter den Flüchtlingen. So genannte Minors, Minderjährige, die sich ganz allein oder in einer Gruppe von Jugendliche auf den Weg nach Europa gemacht haben. Wir treffen sie in einem Haus am Rande von Belgrad, das von Jesuiten angemietet und nach dem Jesuiten Pedro Arrupe benannt worden ist. Im Katholischen Gesangbuch, dem Gotteslob, befindet sich unter dem Lied Nr. 474 dieses Zitat von Pedro Arrupe: „Die Reife eines Menschen zeigt sich am deutlichsten an dem Dienst, den er in der Gemeinschaft leistet.“

Flucht und Gewalt

Um Dienst an den minderjährigen Flüchtlingen geht es in diesem „shelter“, dem Schutzhaus in Belgrad. Dort werden sie von Sozialarbeitern. Erziehern, Ärzten und Psychologen betreut und begleitet. Fast alle, so sagt uns die Sozialarbeiterin Jelena Djurdjevic, hätten bei ihrer Flucht Gewalterfahrungen machen müssen. Der jüngste Bewohner des Hauses ist gerademal 12 Jahre alt. Er kam mit neuneinhalb Jahren aus dem Iran allein nach Serbien. Ein ziemlich pfiffiger Junge, der schnell serbisch gelernt hat. Er konnte direkt mit einem Flugzeug einreisen. Im Gegensatz zu den anderen, die ein Jahr oder länger unterwegs waren, blieb ihm der Leidensweg über die Türkei  und weiter über das Meer nach Griechenland und Nord-Mazedonien oder dem Landweg über Bulgarien erspart. Sein älterer Bruder lebt in Deutschland. Ob, wann und wie die beiden zusammenkommen, ist derzeit völlig offen.

Schule ist Pflicht

17 Plätze gibt es in dem Haus, das ausschließlich von Jungen bewohnt wird. Für Mädchen, die unter den unbegleiteten Flüchtlingen in der Minderheit sind, gibt es gesonderte Häuser. Fotografieren dürfen wir die Minderjährigen nicht. Aber einer der Bewohner zeigt uns nach einigem Zögern seine Bilder, die er gezeichnet hat. Und wir denken, hier schlummert ein künstlerisches Talent. Bis zum Alter von 18 Jahren können die  jungen Geflüchteten in dem Haus bleiben. Ausnahmen gibt es nur, wenn jemand noch in der Schulausbildung ist. Bis zum Alter von 15 Jahren besteht in Serbien Schulpflicht. Danach versucht das Pedro Arrupe-Integrationshaus ihnen Praktika etwa bei Friseuren oder in einer KFZ-Werkstatt zu vermitteln. Was sie nach ihrem 18. Geburtstag machen werden, wenn sie nicht mehr minderjährig sind, das ist die große Frage.

"Du kannst diesen Job nicht ausüben, wenn du ihn nicht magst.“

Die geflüchteten Minderjährigen gehen gemeinsam mit serbischen Schülerinnen und Schüler in eine Regelklasse. Das klappt ohne größere Probleme, versichert Jelena Djurdjevic. Die 27jährige berichtet von anderen Problemen, die vor allem die kulturellen Unterschiede deutlich machen. So kam einer der Hausbewohner unverrichteter Dinge aus einem Marktladen zurück, weil, so sagte er verblüfft, dort nur Frauen arbeiten. Jelena erklärte ebenso geduldig wie entschieden, dass das in Serbien völlig normal sei. Über die Fluchterfahrungen reden die Betreuer mit den Minderjährigen behutsam - frühestens wenn die sichtbaren Wunden verheilt sind. Das sind vor allem Verletzungen an den Beinen und häufig auch Hautprobleme. Die Gechinchte, die sie dann zu hören bekommen, machen deutlich, wie stark traumatisiert diese Kinder und Jugendlichen sind. Jelena, die seit drei Jahren mit Flüchtlingen arbeitet, sagt: „Dieser Beruf ist herausfordernd. Du kannst ihn nicht ausüben, wenn du diesen Job nicht magst.“ Und mit dem Job meint sie die Minderjährigen.

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