Notfallseelsorge

Unser Angebot

Die Notfallseelsorge wendet sich an alle Menschen und deren Angehörige in Krankheitssituationen, unabhängig von ihrer Lebens- & Glaubensorientierung. Außerdem begleitet sie auch das Klinikpersonal in Krisensituationen durch Gespräche oder rituelle Handlungen. Sie bewegt sich in einem interkulturellen und multireligiösen Raum, unterliegt der Schweigepflicht und ist nicht den Kliniken zur Auskunft verpflichtet! In den Kliniken gibt es in der Regel eine ökumenische Kooperation, vor allem mit der katholischen Kirche.

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Deutsch lernen

Selbstbewusstsein durch Deutschunterricht

Bernd-Christoph MaternIm Deutsch-Café in Bad Ems lernen geflüchtete Frauen Deutsch.Im Deutsch-Café in Bad Ems lernen geflüchtete Frauen Deutsch.

Das „Deutsch-Café“ in der Bad Emser Kirchengemeinde ist nur für geflüchtete Frauen, denn „Frauen reden anders, wenn Männer nicht dabei sind. Sie sind freier.“

Mit zehn Frauen startete das wöchentliche Treffen im Februar 2015. Mittlerweile nutzen mehr als zwei Dutzend Schülerinnen das Angebot. Sie kommen momentan aus 19 unterschiedlichen Ländern. Von Syrien über Ghana, Eritrea, Somalia bis hin zu Vietnam, dem Irak, Serbien, Afghanistan und Russland. Die Teilnehmerinnen lernen in unterschiedlich fortgeschrittenen Kursen Deutsch sprechen, schreiben und lesen. Der Kurs findet im Gemeindehaus an der evangelischen Martinskirche in Bad Ems statt, jeden Donnerstag von 15 bis 16.30 Uhr. Einmal geht es um Standards für den Alltag, um sich verständigen zu können, dann werden beim Lesen grammatikalische Grundlagen vermittelt. Schließlich gibt es einen spielerischen Teil, der zum Beispiel beim bekannten „Ich seh' etwas, was du nicht siehst“ mit deutschen Vokabeln vertraut macht.

„Mit Menschen zusammenzuarbeiten, die lernen wollen, ist eine wunderbare Sache“

Menschen aus so vielen Ländern überhaupt auf einen sprachlichen Nenner zu bringen, ermöglicht eine spezielle Fremdsprachendidaktik, wie Ulrike Balle erklärt, die über eine entsprechende Qualifikation des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge als Lehrerin für Deutsch als Zweitsprache (DaZ) verfügt. Sie war es auch, die das Café zusammen mit Gemeindepfarrerin Renate Weigel ins Leben rief. Mittlerweile unterstützen Ute Grimm, Oylum Kante und Irene Schümann das Deutschcafé. „Da wird viel mit Bildern, Bewegungen, Händen und Füßen gearbeitet“, erklärt Renate Weigel, die schon aus ihrer Vorgängergemeinde den Nutzen und Zuspruch der Migranten-Sprachkurse kannte. Die derzeitige Flüchtlingssituation habe die Nachfrage noch erhöht. Sprache sei ein Schlüssel zum gegenseitig Verständnis. „Mit Menschen zusammenzuarbeiten, die lernen wollen, ist eine wunderbare Sache“, so die Theologin, die von ihrem Religionsunterricht in der Schule weiß, dass das nicht selbstverständlich ist.

„Frauen reden anders, wenn Männer nicht dabei sind. Sie sind freier“

Und warum nur für Frauen? „Frauen reden anders, wenn Männer nicht dabei sind. Sie sind freier“, weiß Weigel. Aber es gebe auch viele Männer, die ihre Frauen ganz bewusst in den Kurs schicken, damit sie leichter Kontakt zu Gleichgesinnten finden, die ein ähnliches Schicksal teilen. „Und es tut einfach gut, zu sehen, wie die Frauen hier aufblühen und ein kleines Stück Selbstbewusstsein in ihnen erwacht.“ Auch Kinder tummeln sich entweder im Kurs selbst, weil sie nicht von der Seite ihrer Mutter weichen wollen oder draußen und in benachbarten Räumen. Dort kümmern sich Waldine Sowitzki und Gisela Petry um sie. Beate Zimmerling organisiert mit einem Team von acht Frauen aus der Gemeinde die Kinderbetreuung und hält damit Müttern und Lehrerinnen den Rücken frei.

„Integration funktioniert nicht, wenn jeder vor sich selbst hin wurschtelt“

Miteinander und Austausch sind Weigel ebenso wichtig wie die Sprachkurse selbst: „Integration funktioniert nicht, wenn jeder vor sich selbst hin wurschtelt“. Dazu zählt der Kontakt mit der eigenen Kindertagesstätte „Arche Noah“ ebenso wie der zur katholischen Seite und den Sprachangeboten der Caritas, dem Initiativkreis für Flüchtlinge und Asylsuchende mit Pater Wolfgang Jungheim und mit dem Migrationsbeauftragten der Kreisverwaltung Jürgen Pirrong. Auch Privatpersonen sind in Bad Ems aktiv. Neben den Betreuerinnen für die Kinder erscheint nach den 90 Minuten Sprachkurs zum Beispiel eine Frau aus Becheln, um eine Sprachschülerin aus Syrien mit dem Auto abzuholen. „Wir wechseln uns mit den Fahrdiensten immer ab“, sagt die Bechelnerin, die nicht mit Namen genannt werden möchte. „Wir bringen uns da doch alle gemeinsam ein; und das ist für uns eine Selbstverständlichkeit; wie sollten die Leute denn sonst zum Arzt, zu den Behörden oder eben dem Sprachkurs kommen?“.

Die Kirchengemeinde hat auch eine Sprechstunde und hilft bei Behördengängen

Das Deutschcafé für Frauen ist nicht das einzige Angebot, mit dem die evangelische Kirchengemeinde Bad Ems den Aufenthalt der Flüchtlinge in Deutschland erleichtert. So bietet sie für Kinder im Alter zwischen 3 und 6 Jahren beim Singen, Malen und Spielen eine spezielle Sprachförderung an. Außerdem hat sie eine wöchentliche Sprechstunde für Migranten und Migrantinnen eingerichtet, um diesen bei Behördengängen, dem Lesen und Verstehen von Formularen, Verträgen und Briefen zu helfen. Nähere Informationen zu den Angeboten geben Pfarrerin Renate Weigel unter Telefon 02603-50126 und Ulli Balle unter Telefon 0151-25595573.

EKHN unterstützt Einsatz für Flüchtlinge

Zurzeit finanzieren die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), die benachbarte Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) und die Diakonie Hessen selbst insgesamt 10,5 unbefristete Stellen in der unabhängigen Flüchtlingsberatung in Hessen und Rheinland-Pfalz (in Erstaufnahmeeinrichtungen und den Regionen). Darüber hinaus gibt es in der EKHN drei Flüchtlingsseelsorgestellen. Mit Hilfe zusätzlicher Mittel, die die beiden Landessynoden in 2013 und 2014 bereitgestellt haben (mehr als 1,6 Millionen Euro) konnten weitere sechs befristete Flüchtlingsberatungsstellen finanziert werden sowie 35 Projekte in Gemeinden und Dekanaten zur Unterstützung einer Willkommens- und Aufnahmekultur für Flüchtlinge.


Bernd-Christoph Matern

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