Notfallseelsorge

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Die Notfallseelsorge wendet sich an alle Menschen und deren Angehörige in Krankheitssituationen, unabhängig von ihrer Lebens- & Glaubensorientierung. Außerdem begleitet sie auch das Klinikpersonal in Krisensituationen durch Gespräche oder rituelle Handlungen. Sie bewegt sich in einem interkulturellen und multireligiösen Raum, unterliegt der Schweigepflicht und ist nicht den Kliniken zur Auskunft verpflichtet! In den Kliniken gibt es in der Regel eine ökumenische Kooperation, vor allem mit der katholischen Kirche.

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Tipps: Dem Hass im Internet die Stirn bieten

badmanproduction/istockphoto.comStaunen über Social-Media-PostsBeim Lesen mancher Social-Media-Posts fehlen einem die Worte: in sozialen Netzwerken werden nicht nur witzige Anekdoten ausgetauscht, es wird auch gehetzt und gegen Fremde gepöbelt

Hasskommentare gegen Flüchtlinge, Politiker, aber auch gegen einzelne Kirchenvertreter fluten die sozialen Medien. Die Multimedia-Redaktion hat acht Tipps für den Umgang mit der Hetze im Internet zusammengestellt.

„Hass und Hetze gibt es seit mehr als fünf Jahren mit zunehmender Intensität im Netz “, erklärt Anna Groß. Sie ist freie Mitarbeiterin der Amadeu-Antonio-Stiftung, die sich für eine demokratische Zivilgesellschaft einsetzt und sich gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet. Anna Groß war eine der Referentinnen und Referenten bei der 24-Stunden-Tagung „Hass und Hetze. Zum Umgang mit Demokratiefeindlichkeit im Netz“.  Die Evangelische Akademie Frankfurt hatte sie vom 19. bis 20. Februar 2016 veranstaltet.
Die Expertin erklärt, dass es schon seit mehreren Jahren  Gerüchte gegenüber Flüchtlingen und Angriffe auf Flüchtlingsheime gebe. Allerdings hat sich im Jahr 2015 die Zahl der Attacken auf Asylunterkünfte im Vergleich zum Vorjahr verfünffacht, so eine Erhebung des Bundeskriminalamtes. „Die Aufmerksamkeit für diese Fälle hat in den letzten Monaten sehr stark zugenommen und somit auch die Intensität der Hetze im Netz“, erklärt Anna Groß.

Tipps für die Reaktion auf Hasskommentare

Grundsätzlich macht es einen Unterschied, ob es sich bei dem Internetauftritt in den sozialen Medien um eine öffentliche Seite handelt - wie den Internetauftritt eines Vereins oder eines Unternehmens -  oder um eine private Seite.

  1. Kommentieren und Unterstützung suchen
    Ein wichtiger Aspekt im Umgang mit Hass-Postings ist, aktiv zu reagieren. Bei Hasskommentaren auf dem privaten Profil gilt: Die befreundeten Mitlesenden sollten gezielt aufgefordert werden, sich zu den Kommentaren zu äußern. Denn den Verfassern von Hasskommentaren wird damit gezeigt, dass sie in der Minderheit sind. „Sich bei Freunden und guten Bekannten Hilfe holen und die Angreifer auf das falsche Verhalten aufmerksam machen“, lautet der Tipp von Anna Groß. Die Vorgehensweise sei vergleichbar mit ähnlichen Vorfällen in der Stadt: „Wenn jemand zum Beispiel in der Straßenbahn angegriffen wird, sollte er auch direkt um Hilfe bei den anwesenden Personen bitten. Genauso ist es auch im Internet“, erklärt sie.
    Ähnliches gilt für Social-Media-Seiten von Unternehmen und Organisationen, die öffentlich einsehbar sind und dadurch nicht durch die Privatsphäreeinstellungen geschützt werden können. Die Expertin rät, auch hier Kommentare nicht zu löschen. Anna Groß empfiehlt stattdessen, die Posts zu kommentieren und die anderen Besucher der Seite aufzufordern, sich ebenfalls in die Diskussion einzubringen. Sie macht aber auch darauf aufmerksam, dass diese Art der Kommunikation Zeit benötigt, die eingeplant werden muss.
  2.  „Hoax-Map“ als Argumentationshilfe nutzen: Gerüchte über Flüchtlinge widerlegen
    Um den vielen Gerüchten über Flüchtlinge entgegenzuwirken, hat Karolin Schwarz Anfang Februar 2016 die „Hoax-Map“ online gestellt. Auf dieser Karte sind alle Falschmeldungen über Flüchtlinge verzeichnet, die durch Medien, Polizei oder Bürger widerlegt worden sind. „Unser Ziel ist es, die Gegendarstellungen zu den Gerüchten zu verbreiten“, erklärt Schwarz. Dafür werden die Gerüchte mit der entsprechenden Quelle, die die Falschmeldung widerlegt, auf der Karte geografisch verzeichnet. Bereits jetzt sind 261 widerlegte Gerüchte auf der Hoax-Map eingetragen und täglich bekommt das Team weitere widerlegte Gerüchte per Mail zugeschickt.
    hoaxmap.org
  3. Kinder und Jugendliche schützen
    Besonders für Jugendliche oder Kinder sind Internetregeln wichtig. „Gerade hier müssen die Eltern darauf achten, dass ihre Kinder keine Internetseiten besuchen, die nicht jugendfrei sind“, rät der Medienpädagoge Julian Kasten. Zusätzlich sollten sich Kinder und Jugendliche immer an andere Personen wenden, wenn sie Opfer von Hasskommentaren geworden sind. „Das können die Eltern, Lehrer, Streetworker sein oder Freunde sein, die einen in der Situation unterstützen“, so Kasten.
  4. Hasskommentar löschen – davor per Screenshot sichern
    Natürlich haben die User das Recht, beleidigende Kommentare zu löschen. Niemand ist dazu verpflichtet, Hasskommentare auf seinem Profil oder der Seite stehen zu lassen. „Bevor man einen solchen Kommentar löscht, sollte ein Screenshot gemacht werden“, so Kasten. Nur dann lässt sich der Kommentar auch im Nachhinein noch beweisen, falls er danach doch noch angezeigt werden soll.
  5. Die Meldefunktion nutzen
    Soziale Netzwerke wie Facebook und Youtube haben immer eine Meldefunktion. Meldet ein User den entsprechenden Kommentar den Betreibern des Netzwerkes, so hat der Verfasser unter Umständen mit Konsequenzen zu rechnen. „Die Netzwerke reagieren leider immer wieder unterschiedlich schnell auf solche Meldungen. Es kann passieren, dass sie innerhalb von ein paar Stunden handeln, manchmal dauert es aber auch viel länger oder es passiert gar nichts. Diesen Fall hatte ich leider auch schon“, so Groß. Trotzdem rät sie, sich davon nicht abschrecken zu lassen und die Betreiber der Internetseiten zu kontaktieren.
  6. Anzeige erstatten
    Eine weitere Möglichkeit ist, eine Anzeige zu erstatten. Wenn persönliche Beleidigungen vorliegen oder private Daten wie die Adresse oder Telefonnummer veröffentlicht werden, dann können Opfer diese Vergehen der Internetwache der Polizei melden. „Wenn ein User Strafanzeige erstattet, ist es wichtig, dass er den Kommentar auf der Seite stehen lässt, damit die Polizei den Tathergang nachvollziehen kann. Eine andere Möglichkeit ist, einen Screenshot von der Seite zu machen, damit man immer die Möglichkeit hat, Kommentare zu beweisen“ erklärt Medienpädagoge Kasten.
  7. Einzelne Nutzer blocken
    Zusätzlich haben viele soziale Netzwerke eine Blockierungsfunktion. Geblockte Nutzer haben keine Möglichkeit mehr auf die entsprechende Seite zuzugreifen und können weder Kommentare auf der Seite hinterlassen noch private Nachrichten an die Person schicken. „Blockt man die Leute, verlieren sie und der entsprechende Freundeskreis das Interesse an einem, weil sie keine Möglichkeit mehr haben, sich zu äußern“, weiß Anna Groß aus eigener Erfahrung.
  8. Privatsphäre-Einstellungen überprüfen
    Sehr wichtig sind auch die Privatsphäre-Einstellungen der sozialen Netzwerke. Hier lohnt es sich auf jeden Fall etwas Zeit zu investieren, um die richtigen Einstellungen zu treffen. Durch die Einstellungen kann jeder Nutzer selbst entscheiden, wie viel er an Informationen preisgibt. So kann man bei Facebook einstellen, dass nur Leute, mit denen man befreundet ist, auf der eigenen Seite Kommentare hinterlassen können. Alle anderen User haben keine Möglichkeit einen Kommentar auf der Seite zu hinterlassen. „Bevor ich mich ins Internet begebe und mich in sozialen Netzwerken anmelde, muss ich mir unbedingt darüber im Klaren sein, welche Informationen ich von mir veröffentlichen will und welche nicht“, erklärt Anna Groß. Dazu zählen nicht nur private Informationen wie die Adresse oder Telefonnummer, sondern auch Profilbilder, auf denen man zu erkennen ist.

Wer verfasst Hasskommentare?

„Oft verfassen Personen, die auf der Suche nach Resonanz sind, solche Hasskommentare“, erklärt der Medienpädagoge Julian Kasten. Generell verfassen Leute aus den unterschiedlichsten Gründen Hasskommentare. „Oftmals sind es Leute, die sich über das Ausmaß ihrer Handlung gar nicht bewusst sind oder provozieren wollen. Es gibt aber auch Menschen, die ganz bewusst versuchen Zwist zu säen, sei es in Foren oder bei Facebook“, so Kasten weiter. „Diese Leute haben Spaß daran, die laufende Diskussion auf eine komplett unsachliche Ebene zu ziehen.“ Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die ein bestimmtes Weltbild haben und dieses vertreten möchten, zum Teil auch durch Hasskommentare.

Wo endet Meinungsfreiheit und wo beginnt der Hass?

„Bei demokratiefeindlichen Kommentaren handelt es sich um Äußerungen, die volksverhetzend sind oder den Nationalsozialismus verherrlichen“, berichtet Anna Groß.
Hasskommentare oder Hassrede beginnen hingegen schon viel früher. Um Hassrede handelt es sich bei Äußerungen, durch die sich jemand durch den Kommentar eines anderen angegriffen fühlt. Dies liegt jedoch auch im eigenen Ermessen, ab wann sich jemand attackiert fühlt.  Hassrede im Allgemeinen drückt beispielsweise gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit aus. „Das ist dann der Fall, wenn ich Menschen nach ihrer Herkunft, ihrem Aussehen oder ihren Handlungen kategorisieren und die Taten eines Einzelnen auf diese gesamte Gruppe übertrage“, sagt Anna Groß. ‚
Der Unterschied zwischen einer extremen Meinungsäußerung und Hassrede sei sehr schmal. Zwar sollte man sich immer den entsprechenden Einzelfall betrachten. Wenn es sich bei dem Kommentar jedoch um eine Verallgemeinerung einer bestimmten Situation handele, die dann von einem Individuum auf eine ganz bestimmte Gruppe übertragen werde, „dann reden wir von Hassrede“, so Groß.

[Lea Biskup]

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