Notfallseelsorge

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Die Notfallseelsorge wendet sich an alle Menschen und deren Angehörige in Krankheitssituationen, unabhängig von ihrer Lebens- & Glaubensorientierung. Außerdem begleitet sie auch das Klinikpersonal in Krisensituationen durch Gespräche oder rituelle Handlungen. Sie bewegt sich in einem interkulturellen und multireligiösen Raum, unterliegt der Schweigepflicht und ist nicht den Kliniken zur Auskunft verpflichtet! In den Kliniken gibt es in der Regel eine ökumenische Kooperation, vor allem mit der katholischen Kirche.

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Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

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Nachruf

Trauer um Rüdiger Störkel

Im Alter von 73 Jahren ist Rüdiger Störkel (Bildmitte) am zweiten Weihnachtsfeiertag verstorben. Der ehemalige Archivar und Bibliothekar der Stadt Herborn hat durch sein geschichtliches Engagement großen Anteil auch am Erhalt des Theologischen Seminars der EKHN im Herborner Schloss.

Rüdiger Störkel (Jahrgang 1948) hat die Historie nicht als Vergangenheit und etwas Entferntes verstanden, sondern die Geschichte mit ihrer Bedeutung für die Gegenwart und Zukunft lebendig erklärt. Zu verschiedenen Aspekten der Stadtgeschichte hat er geforscht und entdeckt, wie die Spuren der Geschichte in die Welt getragen wurden und die Welt verändert haben, heißt es in einem Nachruf. Leidenschaftlich hat er sich eingesetzt für den Erhalt der Fachwerkhäuser und für die Fußgängerzone in der Innenstadt.   

Von 1973 bis 1979 war er nebenamtlich und danach bis 2014 hauptamtlich als Stadtarchivar und Bibliothekar tätig. Er hat immer wieder Stadtführungen zum jüdischen Leben in Herborn, zur Hohen Schule und natürlich auch zur Evangelischen Stadtkirche Herborn angeboten. Als in der EKHN Diskussionen aufkamen, das Theologische Seminar als Einrichtung komplett nach Friedberg zu verlegen, hat Rüdiger Störkel sich für den Erhalt des Theologischen Seminars im Herborner Schloss eingesetzt.

Nun wird er im kleinen Familienkreis zu Grabe getragen. Anstelle von zugedachten Blumen bitten die Angehörigen um eine Spende für die Dachsanierung der Evangelischen Stadtkirche Herborn. Dieses Projekt war für Rüdiger Störkel bis zuletzt ein inneres Anliegen (Spendenkonto Sparkasse Dillenburg, IBAN DE92 5165 0045 0000 0415 90, Verwendungszweck: Rüdiger Störkel - Kirchendach").    

Bildung: Von Herborn nach ganz Europa 

Im Jubiläumsjahr "200 Jahre Theologisches Seminar Herborn" hatte er im August 2018 mit der Ausstellung „Bildungsgut für Europa: Die Herborner Encyclopaedia des Johann Heinrich Alsted von 1630“ an die Bedeutung der Hohen Schule und der Herborner Encyclopaedia erinnert.

Mehrere Monate waren seltene Originale und Faksimile – auch aus dem Bestand der „Alten Bibliothek“ im Herborner Schloss – im Museum „Hohe Schule“ zu sehen. Beim Empfang im Schloss Herborn, dem Theologischen Seminar der EKHN, betonten der damalige Bürgermeister Hans Benner sowie der damalige Seminardirektor Prof. Dr. Peter Scherle die enge Verflechtung zwischen der Ausbildungsstätte und der Stadt. „Die Studenten der damaligen Hohen Schule haben Herborn in die weite Welt getragen“, sagte Bürgermeister Hans Benner. Ähnliches mag heute für die angehenden Pfarrerinnen und Pfarrer gelten, die in Herborn für die EKHN ausgebildet werden.

Herborns Bedeutung im 17. Jahrhundert

In seinem Kurzvortrag erinnerte der ehemalige Stadtarchivar Rüdiger Störkel im August 2018 an die Bedeutung Herborns in der Welt des 17. Jahrhunderts: Auf einer Europa-Karte hatte er 25 Orte verzeichnen können, die nachweislich auf das in Herborn gesammelte Wissen zurückgegriffen haben. Der aus Ballersbach stammende Pfarrerssohn Johann Heinrich Alsted (gestorben am 9. November 1638 in Weißenburg / Siebenbürgen) hatte als reformierter Theologe, Philosoph und Pädagoge mit seinen herausgegebenen Nachschlagewerken von 1630 einen großen Anteil daran.1610 bis 1619 war er Professor für Philosophie an der Hohen Schule Herborn.

Bildung, Wissensweitergabe und Forschung war an vielen Orten der damaligen Welt ein hohes Gut: Ob in Frankreich, Italien, Schweden, den Niederlanden oder in Böhmen entstanden Bibliotheken - Herborn war dort vertreten, in Form der von Altsted herausgegebenen „Herborner Encyclopaedia“, die selbst in Venedig, Neapel, Paris, London oder an der sich neu gründenden Harvard Universität in Amerika gelesen wurde. „Am Harvard College galt es 1723 als Pflichtlektüre.

Auch in Herborn stand das Allgemeinwissen nicht im Giftschrank und auch neuere wissenschaftliche Erkenntnisse wurden nicht theologisch als Missachtung der Schöpfungsordnung Gottes gedeutet“, sagte Störkel, „im Gegenteil: ein Titelblatt von 1630 bilde aus Schöpfung, Frömmigkeit und Bildung ein verbindendes Kreuz. Diese Offenheit für neue Befunde bleibt festzuhalten“.

Die zunächst in Herborn und später in Frankfurt gedruckten Werke trugen dazu bei, dass Menschen sich individuell durch das Selbststudium Wissen angeeignet hätten. Mancherorts hofften Gelehrte vergeblich auf eine erweiterte Neuauflage der Herborner Encyclopaedia.

Was die Werke so einzigartig macht? Die von Johann Heinrich Alsted herausgegebenen Nachschlagewerke waren handlich und didaktisch gut aufbereitet. Es werde darin Theorie und Praxis miteinander verbunden, sagte Rüdiger Störkel: „Es ist kein Lexikon sondern eher ein Bildungsgang, dass Sprache als erstes Handwerkszeug und dann die akademischen Fächer wie Medizin oder die angewandten Fächer wie Technik (Mechanik und Messen) vermittle“, sagte Rüdiger Störkel. Und: Das Wissen habe noch heute Bedeutung.

Hintergrund 200 Jahre „Theologisches Seminar Herborn“

Am 25. Juli 1818, also vor 200 Jahren, verordnete die nassauische Landesregierung in Wiesbaden die Errichtung des Evangelischen Theologischen Seminars in Herborn. Im Vorjahr hatte man bestimmt, dass die Hohe Schule Herborn zwar aufgehoben sei, ihre theologische Fakultät jedoch als Seminar fortbestehen solle.

Seit 1818 findet hier in Herborn im Anschluss an das Hochschulstudium die Fortbildung für den evangelischen Pfarrerberuf statt, inzwischen für das gesamte Kirchengebiet von Hessen und Nassau. Die historische Verbindung des Seminars mit der Hohen Schule besteht nicht zuletzt darin, dass die Hohe Schule einen Schwerpunkt in der Pfarrerbildung hatte. Zu deren Instrumenten gehörten auch die von Johann Heinrich Alsted herausgegebenen Nachschlagewerke.

Die Folge seiner eigentlichen Enzyklopädien begann mit einem Druck von 1620, für den er 1618, vor 400 Jahren, die Genehmigung des Herborner Senats eingeholt hatte. Die Krone seines Werks war die Encyclopaedia von 1630, die ein enormes Verbreitungsgebiet erreichte und ein großes, vielstimmiges Echo fand.

 

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FOTOS: „200 Jahre Theologisches Seminar Herborn“: Im Schloss Herborn eröffneten der damalige Bürgermeister Hans Benner (links), der frühere Stadtarchivar Rüdiger Störkel und der damalige Seminardirektor Professor Dr. Peter Scherle Mitte August 2018 die Ausstellung mit einem Kurz-Vortrag und einem Empfang. Rüdiger Störkel erläuterte die Bedeutung der Herborner Encyclopaedia von 1630, in denen auch die neuesten astrologischen Erkenntnisse veröffentlicht wurden.
ARCHIVFOTOS: BECKER-VON WOLFF  

 

 

 

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