Notfallseelsorge

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Die Notfallseelsorge wendet sich an alle Menschen und deren Angehörige in Krankheitssituationen, unabhängig von ihrer Lebens- & Glaubensorientierung. Außerdem begleitet sie auch das Klinikpersonal in Krisensituationen durch Gespräche oder rituelle Handlungen. Sie bewegt sich in einem interkulturellen und multireligiösen Raum, unterliegt der Schweigepflicht und ist nicht den Kliniken zur Auskunft verpflichtet! In den Kliniken gibt es in der Regel eine ökumenische Kooperation, vor allem mit der katholischen Kirche.

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Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

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Ökumenische Lage

Versöhnte Verschiedenheit bringt Kirchen näher

Hans GentheDer katholische Dom am Frankfurter RömerbergDer katholische Dom am Frankfurter Römerberg

Das Reformationsjubiläum macht es möglich: Am 25. August feiern evangelische und katholische, freikirchliche und orthodoxe Christen ein Christusfest. Angesichts von Schuld und Missverstehen blicken die christlichen Kirchen im Gebet auf eine Zukunft in versöhnter Verschiedenheit.

Zur ökumenischen Lage befragte Pfarrer Hans Genthe zwei evangelische Fachleute und den Weihbischof des Bistums Limburg. Weihbischof Thomas Löhr  ist  Bischofsvikar für die Ökumene im Bistum Limburg. Jörg Bickelhaupt ist Referent für interkonfessionellen Dialog im Zentrum Ökumene der beiden hessischen evangelischen Kirchen. Und Martin Bräuer ist Catholica-Referent im Konfessionskundlichen Institut des Evangelischen Bundes in Bensheim.

Die ökumenische Vesper am 25. August 2017 im Frankfurter Dom zeigt evangelische und katholische Kirche einträchtig beieinander. Wie nah sind die beiden großen deutschen Kirchen wirklich?

Bickelhaupt: Im Rahmen des Reformationsjubiläums hat sich in den vergangenen Jahren ein ökumenisches Miteinander ergeben, das noch zu Beginn der Reformationsdekade undenkbar gewesen wäre. Selbstverständlich hat jede Kirche ihre eigene Perspektive, aber die Kirchen sind, auch mit den Orthodoxen und den Freikirchen, in einem konstruktiven Dialog. Ich möchte sagen: Die Kirchen haben jetzt einen multiperspektivischen Blick.

Bräuer: Einig sind sich die Kirchen in den Grundfragen des Glaubens, also in dem Glauben an den dreieinigen Gott, daran, dass wir aus der Gnade Gottes in Christus gerechtfertigt sind. Die Taufe wird als „Band der Einheit“ gesehen. Und auch die sogenannte ökumenische Trauung hat sich seit langem bewährt. Die beiden großen Kirchen haben auch viele Probleme gemeinsam, wie den demographischen Wandel. Unterschiede gibt es vor allem in der Frage des Verständnisses des Amtes. Daraus folgt dann auch, dass es in der Frage des Abendmahles noch Unterschiede gibt.  Weiter ist im ökumenischen Gespräch noch nicht klar, welche Form eine geeinte Kirche haben soll, welches Ziel der Einheit gemeinsam angestrebt wird.

Löhr:  Ökumene braucht Geduld. Aber Geduld allein wäre zu wenig. Für mich ist die Ökumene ein drängendes Anliegen und eine große Sehnsucht. Es muss sich etwas ändern. Damit meine ich: Wir müssen uns ändern. Für beide Kirchen gilt, dass wir uns noch viel besser kennen lernen. Nicht nur in der Theologie, sondern auch in der Praxis und in der gelebten Spiritualität, also zum Beispiel in der Praxis des Abendmahls. 

Gibt dieses Jahr der Ökumene wirksame neue Impulse?

Löhr: Die Erfahrungen in diesem Jubiläum sind für uns ganz neu im Vergleich zu früheren. Dahinter dürfen wir niemals wieder zurückgehen. Es gibt jetzt auf breiterer Basis so viele persönliche Kontakte, so viele Anlässe sich zu treffen. Wir planen den ökumenischen Kirchentag 2021 und üben damit schon für den Ernstfall. Das ist für uns nicht Zukunft, sondern eine Fortsetzung des in der Gegenwart schon Erreichten. 

Bickelhaupt: Zu Beginn der Reformationsdekade waren die katholischen Partner noch sehr zurückhaltend. Jetzt erleben wir das große Interesse in katholischen Gemeinden und bei der Leitung,  sich mit diesem Prozess zu beschäftigen. Solche Aktivitäten sind heute nicht mehr die Ausnahme sondern die Regel. Das mag sich auch durch den neuen Papst  verändert haben. Der Umgang ist wirklich sehr entspannt. 

Bräuer: Ich erkenne auch die Sehnsucht und den ehrlichen Willen zum Miteinander auf dem Weg zur Einheit. Wo früher Abgrenzungsjubiläen gefeiert wurden, erkennen heute beiden Seiten ihre Schuld an der Kirchenspaltung. Die Rückbesinnung auf die biblischen Grundlagen durch Luther und andere hat zur Reformation und zur Trennung der Kirchen geführt. Heute bringt diese gemeinsame Besinnung die Kirchen näher.   

Was interessiert die Römische Kirche am Reformationsjubiläum?

Löhr: dieses  Jubiläum lässt uns viel genauer die gemeinsame und konfliktreiche Vergangenheit anschauen und lässt uns Pläne für die Zukunft machen. Unser katholischer  Blick auf Martin Luther hat sich jetzt noch einmal neu verändert. Martin Luther als „Gottsucher“, wie ihn Papst Franziskus in Erfurt genannt hat,  hat viele Katholiken beeindruckt. Mir gefällt auch die evangelische Sicht, die Reformation nicht als vergangenes Ereignis zu betrachten, sondern: Reformation seit 1517.

Bräuer: Der Begriff „Christusfest“ hat  eine gemeinsame Feier möglich gemacht. Schließlich war die Rückbesinnung auf Christus der Grund für die Reformation. Heute möchten die Katholiken die Anliegen Luthers neu bewerten, denn es sind ja auch ihre Anliegen. Dieses  gute Miteinander macht es leichter, Unterschiede anzugehen. Vielleicht haben sie auch Lust auf eine eigene Reformation bekommen. Auf jeden Fall ist unter Papst  Franziskus die Kirche eine „ecclesia semper reformanda“, also eine sich ständig erneuernde Kirche. Und das gilt ja schließlich für beide Kirchen.

Bickelhaupt: Ja, die Römisch-Katholische Kirche erkennt heute die Anliegen der Reformation an. Luther ist längst nicht mehr der Erzketzer. Bereits in der Reformationszeit infolge des Konzil von Trient nach der Mitte des 16. Jahrhunderts hat die römische Kirche erste Reformen durchgeführt.  Und seit dem 2. Vaticanischen Konzil in der 60er Jahren des 20. Jahrhunderts hat sie einen eigenen Blick auf die Reformation geworfen. Heute haben beide Kirchen verstanden, dass sie im Blick auf die Verantwortung der Welt gemeinsam sprechen und handeln müssen und nicht mehr in konfessioneller Selbstgefälligkeit verharren können. 

Kirchenpräsident Volker Jung spricht von „versöhnter Verschiedenheit“. Greift dieses Modell innerevangelischer Ökumene auch für das Verhältnis zur römischen Kirche? 

Bräuer: Versöhnte Verschiedenheit ist auch das Konzept von Papst Franziskus. Auf die hat er schon als Erzbischof von Buenos Aires gesetzt. Er sieht das so: Wir brauchen die andere Kirche neben uns, um zu erkennen, was uns fehlt. Und tun wir das, was wir tun können, und dann schreiten wir weiter. Ich sage mal: Wir müssen aushalten, getrennte Kirche zu sein und an den Unterschieden arbeiten. 

Löhr: Ich würde es sogar so sagen: Eine versöhnte Verschiedenheit haben wir schon erreicht. Und jetzt müssen wir uns fragen: Welches Modell von Einheit haben wir vor Augen? Unsere Kirchen haben ja ein unterschiedliches Erbe.  Und jede möchte, dass die eigene Identität gewahrt bleibt. Auf dem Weg dahin brauchen wir eine Ökumene des Lernens, in der sich die unterschiedlichen Kulturen kennen- und verstehen lernen. 

Bickelhaupt: Auch wenn die sichtbare Einheit weit weg ist, müssen wir in der Ökumene schauen, was an Verschiedenheit versöhnt werden muss. Wo muss man sie aushalten und wo muss man gemeinsame Grundlagen haben? Was an Eigenem ist unaufgebbar? Was an Gemeinsamen ist nötig? 

Löhr: Jetzt geht es vor allem um die Verständigung über das Amtsverständnis. In der theologischen Klärung brauchen wir einen differenzierenden Konsens. Das bedeutet: Wir beschreiben, was uns gemeinsam ist, und unterscheiden das von den Dingen, wo wir nicht übereinstimmen, um dann umso klarer vertiefen zu können. Wir schreiten also in Stufen voran, indem wir uns an erreichte Konsense erinnern und daran festhalten.  

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