Notfallseelsorge

Unser Angebot

Die Notfallseelsorge wendet sich an alle Menschen und deren Angehörige in Krankheitssituationen, unabhängig von ihrer Lebens- & Glaubensorientierung. Außerdem begleitet sie auch das Klinikpersonal in Krisensituationen durch Gespräche oder rituelle Handlungen. Sie bewegt sich in einem interkulturellen und multireligiösen Raum, unterliegt der Schweigepflicht und ist nicht den Kliniken zur Auskunft verpflichtet! In den Kliniken gibt es in der Regel eine ökumenische Kooperation, vor allem mit der katholischen Kirche.

AngeboteÜbersicht

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

Menümobile menu

Glücksegen

Was ist Segen?

Glücksegen lautet die aktuelle Kampagne der EKHN. Was aber ist Segen? Gibt es überhaupt Segen ohne Glück?

Von Martin Vorländer  (Evangelische Sonntags-Zeitung)

„Viel Glück und viel Segen“, wird zum Geburtstag gesungen. Die beiden Worte bezeichnen nicht dasselbe. Segen gibt es auch ohne Glück. Segen ist unabhängig davon, ob das Leben gelingt. Gottes Segen bewährt sich, wenn ein Mensch scheitert, elend oder krank ist. Gerade dann braucht er den Zuspruch von Gottes Nähe. Die Bitte um Segen hat sich in spontane Reaktionen des Alltags gelegt: „Oje!“ oder „Herrje!“ bedeuten ausgeschrieben „O Jesus!“ und „Herr Jesus!“. Sie rufen die Gegenwart Christi herbei, wenn eine bedrohliche Situation zu bestehen ist. 

Segensgesten

Das christliche Segenszeichen ist das Kreuz, ob als Geste oder Zeichen auf der Stirn, auf dem Schreibtisch oder als Anhänger an der Halskette. „Segnen“ kommt vom Lateinischen „cruce signare“, mit dem Kreuz zeichnen. Gesegnete sind Gezeichnete. Ausgezeichnet mit der Kraft Gottes, die den Tod in Leben wandelt. 

Eine Segensgeste, die in der Bibel beschrieben wird, ist das Auflegen der Hände auf dem Kopf. So segnet Jesus die Kinder (Markus 10,16). Durch Handauflegung empfangen Getaufte den Heiligen Geist (Apostelgeschichte 8,17). Bis heute wird Täuflingen, Konfirmanden oder Brautpaaren zum Segen die Hand aufgelegt. Solcher Segen ist spürbar vom Scheitel bis zur Sohle.

Im Sonntagsgottesdienst erhebt die Pfarrerin oder der Pfarrer die Hände und spricht der Gemeinde den Segen zu. So segnete Aaron, der Bruder des Mose, das Volk Gottes (3. Mose 9,22). Wir richten uns nach Gott aus – das drücken die erhobenen Hände aus. Mit dieser Segensgeste fährt der auferstandene Christus gen Himmel (Lukas 24,50). 

Im Alltag braucht Segen keine großen Worte oder Gesten. Einem anderen Menschen Gutes sagen. Das ist der Sinn des lateinischen Wortes für Segnen: „bene dicere“. 

Du bist ein Segen

Für Martin Luther lag im Segen die „gantze Theology auff einen Hauffen“. Der Segen verbindet mit dem Heil, das Christus schenkt. Essen und Trinken, Kleider, Haus, Geld, Gut, eine gute Ehe, verlässliche Freunde, getreue Nachbarn – das alles wird für den zum Segen, der es als solchen erkennt und dankbar annimmt. Im Kleinen Katechismus in der Auslegung zum 8. Gebot, in dem Menschen gemahnt werden, kein falsches Zeugnis über einen anderen abzugeben, schreibt Luther, man solle stattdessen „Gutes von ihm reden und alles zum besten kehren.“ Ein Segen für den Nächsten und den Fernsten: Das ist ein Mensch, wenn er in Gottes Namen das Böse von ihm fernhält und ihm das Beste vergönnt.

Um Segen kämpfen

Segen ist in der Bibel nicht leicht zu haben. Er wird oft hart erkämpft. Biblisches Beispiel dafür ist Jakob. Er betrügt seinen älteren Zwillingsbruder Esau um das Erstgeburtsrecht und ergaunert sich den Segen des Vaters. Dafür muss er fliehen und verbringt Jahrzehnte in der Fremde. Begütert und mit großer Familie gesegnet kehrt er in die Heimat zurück. Vor der Begegnung mit seinem Bruder ist ihm Angst und Bange. Nicht ohne Grund, denn Esau zieht ihm mit 400 Mann entgegen. Jakob schickt reiche Geschenke zur Wiedergutmachung voraus. 

Er bringt seine Familie durch den Fluss Jabbok und bleibt allein zurück. Da ringt ein Mensch mit ihm die ganze Nacht bis zur Morgenröte. Wer dieser Gegner ist, bleibt in der Bibel im Dunkeln: Ein Engel, der Schatten der Vergangenheit, Gott selbst? Im Kampf mit dem Unbekannten wird Jakob an der Hüfte verletzt. Er lässt trotzdem nicht locker, auch als der andere gehen will: 

„Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ (1. Mose 32,27)

Da gibt der Fremde ihm einen neuen Namen „Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft“ und segnet ihn. Jakob hinkt in den Morgen, der Versöhnung mit seinem Bruder entgegen. Gesegnet, aber auch gezeichnet. Den Ort des Kampfes nennt er Pnuël – Angesicht Gottes. 

Segen zum Aufbruch

Segensbedürftig sind wir vor allem an den Übergängen des Lebens so wie Jakob an der Furt. 1909 prägte Arnold van Gennep den Begriff der „rites de passage“, der Übergangsriten, die alle bedeutenden kritischen Schwellen des Lebens begleiten. Zu jedem Übergang im Leben gehören Trennung, Zwischenstadium und dann der Aufnahmeritus, wenn eine Veränderung erfolgreich vollzogen ist. 

Besonders wichtig ist das Zwischenstadium. Das Bisherige ist vorbei. Aber das Neue hat noch nicht begonnen. Wie es weitergeht, liegt wie bei Jakob am Jabbok jenseits der Morgenröte. Gerade in Zeiten der Unsicherheit ist Segen lebensnotwendig und Jakob erkämpft ihn sich.

Die Dramatik der Übergänge ist nicht immer so konzentriert wie in der biblischen Erzählung. Sie ist mal mehr, mal weniger spürbar in unseren Lebenspassagen: Ein Kind entwächst dem Kindsein, setzt sich ab von den Eltern und wird ein junger Mensch, der für sich selbst einsteht. Den Übergang begleitet der Segen zur Konfirmation.
Zwei Menschen lieben sich. Der Schritt vor den Altar markiert eine Trennung: Sie gehören nicht mehr ausschließlich ihren Herkunftsfamilien. Sie begründen ihre eigene Geschichte und wollen dafür Gottes Segen. Ein geliebter Mensch ist gestorben. Mit dem Segen bei der Trauerfeier lassen die Trauernden ihn ziehen und erfahren Zuspruch für ihren Weg zurück ins Leben. 

Segen ohne Glück

Segen ist kein Glücksversprechen. Gesegnete in der Bibel bleiben von Unglück nicht verschont. Ein Beispiel dafür gibt der Apostel Paulus: Auf seinen Missionsreisen muss er Misserfolge hinnehmen, wird angefeindet, ins Gefängnis geworfen, geschlagen, hungert und erleidet Schiffbruch. Und doch erfährt er sich als von Gott gesegnet, weil er Christus auf seiner Seite weiß. Seine Erfahrung von Segen: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten haben Macht über mich. Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist. (Römer 8,38-39)

Segen wandelt Böses in Gutes 

Schon das Alte Testament zeigt, wie Gott Fluch in Segen wandelt. Die Söhne Jakobs verkaufen ihren Bruder Josef aus Eifersucht als Sklaven nach Ägypten. Josef macht Karriere vom Sklaven zum Berater des Pharao. Nun fürchten die Brüder seine Rache. Doch Josef sagt zu ihnen: 

„Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen.“ (1. Mose 50,20)

Ausdruck für Gottes Macht, Böses in Gutes zu wandeln, ist im Neuen Testament das Kreuz. Das Instrument des Fluchs macht Gott zum Heilszeichen. Jesus Christus, den Gekreuzigten erweckt Gott zu neuem Leben.

Bei diesem Text handelt es sich um einen Auszug. Der Artikel ist in voller Länge im Themenheft Glück und Segen der Evangelischen Sonntags-Zeitung erschienen.

Zur Themenseite Glücksegen

Themenheft Glück und Segen jetzt kostenfrei bestellen

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top