Notfallseelsorge

Unser Angebot

Die Notfallseelsorge wendet sich an alle Menschen und deren Angehörige in Krankheitssituationen, unabhängig von ihrer Lebens- & Glaubensorientierung. Außerdem begleitet sie auch das Klinikpersonal in Krisensituationen durch Gespräche oder rituelle Handlungen. Sie bewegt sich in einem interkulturellen und multireligiösen Raum, unterliegt der Schweigepflicht und ist nicht den Kliniken zur Auskunft verpflichtet! In den Kliniken gibt es in der Regel eine ökumenische Kooperation, vor allem mit der katholischen Kirche.

AngeboteÜbersicht

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

Menümobile menu

Milchpolitik

Was kostet billige Milch?

slowcentury/istockphoto.comSolche Bilder könnten vielerorts bald Vergangenheit sein, denn Weidehaltung kostet

Milch für 42 Cent im Supermarkt - das freut den Verbraucher. Die Milchbauern aber leiden unter diesen niedrigen Preisen, vielen droht das Aus. Was aber kann die Regierung tun?

Steffen Götz ist unzufrieden: „Die laufenden Kosten können wir mit dem aktuellen Milchpreis nicht mehr decken“. Er leitet den Grünen Bereich im Sonnenhof der Nieder-Ramstädter Diakonie. 610.000 Liter Bio-Milch produzieren seine Kühe jährlich, ein Viertel davon geht an eine Großmolkerei, den Rest vermarktet er als Biomilch direkt - zu einem faireren Preis. Für die Molkerei-Milch bekommt er um die 20 Cent pro Liter, nötig wären nach Angaben der Agrarwissenschaftlerin Maren Heincke aber wenigstens 40 Cent pro Liter.

„Niedriger Milchpreis ruiniert Betriebe“

„Der billige Preis hat sehr viele negative ökonomische Folgen für Landwirte, Molkereien, Zulieferer und Ökologier“, erklärt Heincke, die sich als Agrar-Referentin im EKHN-Zentrum für Gesellschaftliche Verantwortung intensiv mit dem Thema beschäftigt. „Wenn ich als Kirchenmitarbeiterin für faire Preise eintrete, “ sagt sie, „dann kann uns der niedrige Milchpreis nicht kalt lassen.“

Denn ein so niedriger Milchpreis wie der jetzige ruiniere die Betriebe. „Jeder Milchviehbetrieb, der jetzt schließen muss, bleibt für immer geschlossen. Diesen Betrieb und diese Arbeitsplätze wird es nie wieder geben.“ Dem stimmt auch der Milchbauer Sven Hehn zu. Ein Jahr lang, schätzt der Landwirt aus Ober-Ramstadt, kann er die Verluste abfedern, länger nicht. Jeden Monat fehlen ihm vier- bis fünftausend Euro. Denn die laufenden Kosten für die derzeit 120 Tiere bleiben. „Was kannst Du machen?“, fragt er. „Du kannst Dein Jungvieh und Deine Kühe verkaufen, aber das ist doch keine Lösung!“

Die Milchquote hat das Angebot reguliert

Mit der EU-weiten Milchquote ging es ihm besser. Diese hat bis April 2015 die Milchproduktion gedeckelt. Wer als Erzeuger mehr Milch geliefert hat als er sollte, musste eine Strafabgabe leisten. Seit April 2015 haben allein die deutschen Milchbauern ca. drei Prozent mehr Milch produziert, während die Nachfrage zurückgegangen ist. Doch seine Interessenvertretung, der Deutsche  Bauernverband, will nicht zurück zur Quote: „Tatsache ist, dass die Milchquote nicht zu stabilen Erzeugerpreisen führte“, schreibt der Verband auf seiner Internetseite. Und: „Eine Steuerung der Produktionsmengen ist in zunehmend globalisierten Milchmärkten ungeeignet, um dieses Problem zu lösen.“

„100 Millionen plus X“

Dass es ein Problem in der Milchwirtschaft gibt, hat auch die Bundesregierung erkannt. Deren Lösung nennt sich „100 Millionen plus X“. Das Soforthilfe-Paket des Bundes wurde Ende Mai beschlossen und besteht aus Existenzsicherungshilfen, Bürgschaftsprogrammen, Steuerentlastungen und Freibetragsregelungen zur Sicherung der Zahlungsfähigkeit. Der Deutsche Bundestag berät derzeit ein neues Agrarmarktstrukturgesetz, das eine befristete Absprache zur Begrenzung der Milchmenge erlauben wird. Außerdem hat Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CDU) angekündigt, sich auf EU-Ebene für weitere Hilfen einzusetzen.

Doch von den „100 Millionen plus X“ halten die beiden befragten Landwirte wenig. „Das ist für uns eine Katastrophe, dass das jetzt durch die Presse geht, “ ärgert sich Milchbauer  Sven Hehn. Und Steffen Götz von der Nieder-Ramstädter Diakonie findet: „Diese 100 Millionen bringen uns gar nichts.“ Zu gering und zu wenig nachhaltig seien diese Hilfen. Sie schlagen vor, dass alle Bauern einfach weniger liefern könnten.

Maren Heincke hingegen sieht „die einzige realistische Lösung auf EU-Ebene“. Ungefähr 50 Milliarden Euro gehen nach ihren Angaben jährlich in die Agrarpolitik. „Und die Milchkrise ist ein Warnsignal. Man sollte sie als Anstoß nehmen, die gesamte EU-Agrarpolitik auf den Prüfstand zu stellen.“ 

Hilfsangebote für hessische Milchbauern

Kurzfristig und vor Ort aber will sie den Milchbauern und ihren Familien helfen, indem sie gemeinsam mit dem Hessischen Bauernverband, dem Landfrauenverband Hessen, dem Landesbetrieb Hessen sowie mit dem Beratungsangebot „Familie und Betrieb“ einen gemeinsamen Flyer erstellt, in dem sämtliche Beratungs- und Hilfsangebote der verschiedenen Organisationen gebündelt dargestellt sind. Diese Hilfen reichen vom Beistand in Kreditgesprächen und Beratung in finanziellen Fragen über systemische Beratung bis hin zur Hilfe beim Sortieren der Unterlagen. „Wir als Kirche stehen nicht nur verbal für die Wertschätzung von Lebensmitteln“, betont Heincke, „sondern sollten auch die Erzeuger wertschätzen.“

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top