Notfallseelsorge im Oberen Edertal feiert 25-jähriges Bestehen

Jubiläums-Gottesdienst und Fortbildung mit Expertenvortrag

Sie leisten „Erste Hilfe für die Seele“ – und das im Oberen Edertal schon seit 25 Jahren. Mit einem Festgottesdienst hat die Notfallseelsorge am Freitagabend in Rennertehausen das Jubiläum gefeiert. Höhepunkt war die Ehrung langjähriger Mitarbeitender.

Als Leiter des Zentrums Seelsorge und Beratung zeichnete Pfarrer Dr. Dr. Raimar Kremer Pfarrer Stefan Peter als Mitbegründer der Notfallseelsorge mit dem Goldenen Kreuz aus. Ingrid Kwyk erhielt für viele Jahre aktiv gelebter Nächstenliebe und Beistand in schweren Stunden die gleiche Auszeichnung. „Das Goldene Kreuz ist Ausdruck tiefer Anerkennung für Ihren Dienst, der oft im Verborgenen geschieht, aber eine unermessliche Wirkung entfaltet“, sagte Kremer dazu. Pfarrer Frank Kopania, Initiator und Mitbegründer der Notfallseelsorge im Oberen Edertal, war als neuer EKD-Auslandsbischof leider verhindert; er erhält die Auszeichnung zu einem späteren Zeitpunkt.

Beistand und Begleitung in Ausnahmesituationen durch die Kirche gebe es natürlich schon länger als 25 Jahre, erinnerte Dekan Andreas Friedrich in seiner Festpredigt. Frank Kopania und Stefan Peter komme aber das Verdienst zu, die Notfallseelsorge mit Standards und verbindlichen Strukturen versehen zu haben. Niemand könne die Einsätze und die Tränen zählen, die bei Gewalttaten, Unfällen und Tragödien anderer Art in diesen Jahren angefallen seien, sagte Friedrich. Er sei voller Dankbarkeit für die Begleitungen, Unterstützungen und den Beistand, den die Notfallseelsorge leiste. Dabei könnten die Helferinnen und Helfer auch nicht immer nur in der Rolle der Gebenden sein: Gott als „erster Notfallseelsorger“ überhaupt könne wiederum ihnen Kraft spenden, erläuterte der Dekan am Beispiel des erschöpften Propheten Elia, dessen müden Leib und ausgebrannte Seele Gottes Engel gestärkt habe.

Christian Reifert, Beauftragter für Notfallseelsorge im Evangelischen Dekanat Biedenkopf-Gladenbach, leitete gemeinsam mit Pfarrerin Janina Albrecht den Gottesdienst und trug zusammen mit Dekanatskantor Katamba Kazaku unter anderem mit dem Lied „You raise me up“ zum musikalischen Rahmen des Jubiläumsgottesdienstes bei. Daran schloss sich ein Empfang im Dorfgemeinschaftshaus Rennertehausen an. Dort hatte am Nachmittag bereits eine Fortbildung zum Thema „Zuschauendes Verhalten – Herausforderungen und Verständnis für Zuschauende“ mit Professor Dr. Harald Karutz von der Medical School Hamburg für Einsatzkräfte von Polizei, Rettungsdienst, Feuerwehr, Zivil- und Katastrophenschutz sowie Notfallseelsorgerinnen und -seelsorgern, aber auch externe Teams aus dem Bereich Krisenintervention und weitere Hilfsorganisationen stattgefunden. Nicht immer seien die Zuschauerinnen und Zuschauer bei einem Unglücksfall von Neugier und Sensationslust getriebene „Gaffer“, gab der Experte dabei zu bedenken: „Es ist wichtig, die Beweggründe zu verstehen und als Einsatzkraft nicht gleich verärgert auf Besucherinnen und Besucher an einem Einsatzort zu reagieren. Es könnten auch schlicht Betroffene sein, die sich Sorgen machen oder Hilfe anbieten wollen. Je nach Intensität der Betroffenheit kann dies dann auch ein Fall für die Psychosoziale Notfallbetreuung sein“, gab Karutz zu bedenken.

„Mein Blick auf eine solche Situation hat sich verändert und geweitet“, erklärte Teilnehmerin Angelika Sautter nach dem Vortrag, einer Diskussion im Plenum und dem Austausch konkret erlebter Szenarien. „Ich gehe jetzt anders auf diese Menschen zu“, war sie sich sicher. (klk/eöa)