Notfallseelsorge

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Die Notfallseelsorge wendet sich an alle Menschen und deren Angehörige in Krankheitssituationen, unabhängig von ihrer Lebens- & Glaubensorientierung. Außerdem begleitet sie auch das Klinikpersonal in Krisensituationen durch Gespräche oder rituelle Handlungen. Sie bewegt sich in einem interkulturellen und multireligiösen Raum, unterliegt der Schweigepflicht und ist nicht den Kliniken zur Auskunft verpflichtet! In den Kliniken gibt es in der Regel eine ökumenische Kooperation, vor allem mit der katholischen Kirche.

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Abschied vom Alt-Präses Wienecke

Das Evangelische Dekanat an der Dill und die Evangelische Kirchengemeinde Herborn trauern um Alt-Präses Joachim Wienecke, der am 12. März 2023 verstorben ist. Weggefährten wie Pfarrer i.R. Ronald Lommel oder Dekan Michael Tönges-Braungart erinnern sich.

Das Evangelische Dekanat an der Dill und die Evangelische Kirchengemeinde Herborn trauern mit den Angehörigen und Freunden um Joachim Wienecke, der am 12. März 2023 im Alter von 91 Jahren verstorben ist. 

Joachim Wienecke war ab 1973 Mitglied der Dekanatssynode im Evangelischen Dekanat Herborn. Von März 1974 bis März 2003 war er Präses des Dekanatssynodalvorstandes im ehemaligen Dekanat Herborn. Der Rechtsanwalt und Notar a.D. war von 1979 bis 1985 Mitglied des Kirchenvorstandes der Evangelischen Kirchengemeinde Herborn.

In dieser Zeit hat Joachim Wienecke sich insbesondere für die Friedens- und Flüchtlingsarbeit im Dekanat, für die Evangelische Beratungsstelle Herborn, die Schmiede in Uckersdorf als Begegnungsort für die Evangelische Jugend und für den Verbleib des Theologischen Seminars der EKHN in Herborn eingesetzt. Für seine Verdienste wurde er im Jahre 2000 mit der Silbernen Ehrennadel der EKHN geehrt.

Für das Städtebild Herborns prägend

Sein beharrliches Engagement im Evangelischen Dekanat und der Kirchengemeinde Herborn war für die Region prägend. Zuletzt noch, als es um ein Parkhaus am Hintersand ging, hat er sich eindeutig dagegen positioniert. Wienecke ist es zu verdanken, dass Herborn "seine Mitte nicht verlor", wie der inzwischen verstorbene Stadtarchivar Rüdiger Störkel einst in einer Laudatio sagte.

Joachim Wienecke war ein profunder Kenner der Herborner Geschichte und ein unermüdlicher Familienforscher, der viele Jahre lang maßgeblich an den "Mitteilungsblättern" des Herborner Geschichtsvereins beteiligt war. Mehr als sechs Jahrzehnte lang war er dem Geschichtsverein Herborn treu verbunden: 48 Jahre lang leitete er als Vorsitzender die Geschicke des Vereins, bis er das Amt 2019 schließlich abgab. Es folgten vier Jahre als Ehrenvorsitzender.

1965 drohte sogar der Hohen Schule der Abriss

Wienecke setzte sich dafür ein, dass die Hohe Schule in den 1960er Jahren nicht abgerissen sondern saniert wurde. 1965 ging es um die "autofreundliche Innenstadt". Es gab Überlegungen, viele Fachwerkhäuser - darunter auch die bedeutsame Hohe Schule - dem Erdboden gleich zu machen. Fast wären Mühlgasse samt Mühlbach der Spitzhacke zum Opfer gefallen, um mehr Autos durch die Stadt schleusen zu können. Dass es nicht so kam, war unter anderem auch der Verdienst von Wienecke.

Später setzte er sich auch als Präses des Evangelischen Dekanates Herborn für den Erhalt des Theologischen Seminars der EKHN im Herborner Schloss ein. Es gab Überlegungen in der EKHN die Ausbildung der Vikare in Friedberg zu zentralisieren. Stattdessen wurde dann von 2002 bis 2004 das denkmalgeschütze Gebäude aufwendig renoviert und modernisiert.

Bei Dekane-Wahl das Los gezogen 

Auch Pfarrer und Dekan Michael Tönges-Braungart, ein Weggefährte Wieneckes, würdigt ihn als "prägende Persönlichkeit". Der frühere Dekan des Evangelischen Dekanats Herborn erinnert sich gern die Zusammenarbeit mit Joachim Wienecke als Präses: "Als ich 1992 stellvertretender Dekan wurde, war er schon Präses. So habe ich dann auch als Dekan bis zu seinem Ausscheiden aus dem Amt gerne mit ihm zusammengearbeitet. Mehr noch: Als das Dekanat erstmals in Herborn eigene Räume (in der ehemaligen Kanzlei Wienecke) bezog, habe ich mein Dekane-Büro in dem Raum gehabt, der zuvor sein Büro als Rechtsanwalt und Notar gewesen war und in dem ich oft bei Besprechungen mit ihm gesessen hatte – damals dann auf der anderen Seite des Schreibtisches. Uns so haben wir eine Zeitlang sogar im wörtlichen Sinn unter einem Dach gearbeitet".

Unvergessen ist Dekan Michael Tönges-Braungart die Wahl zum Dekan 1995: "Präses Joachim Wienecke musste bei Stimmengleichheit im dritten Wahlgang das Los ziehen, das dann auf mich fiel. Ein bis dato in der EKHN noch nicht dagewesener Vorgang. Alle Verwaltungsarbeit des Synodalvorstandes lag damals bei ihm und seinem Büro. Für die Beratungsstelle hat er sich immer wieder eingesetzt – wenn er nicht sogar einer ihrer Väter war. Und zugleich war er stark an theologischen Fragen interessiert", sagt Dekan Michael Tönges-Braungart, der heute Dekan im Evangelischen Dekanat Hochtaunus ist.

Das griechische Testament stets griffbereit 

Pfarrer i.R. Ronald Lommel würdigt Joachim Wienecke als einen aufrechten, treuen Christen, der auch mit seiner, von der Bibel her geprägten Meinung, zu den verschiedensten Anlässen und Sachverhalten nicht hinter dem Berg hielt. "Er war stets reflektiert, offen, geradeaus und ehrlich und hatte es nicht nötig, irgendjemandem nach dem Mund zu reden", sagt Pfarrer i.R. Ronald Lommel, "Er gehörte zum inneren Kern unserer Kirchengemeinde, diskutierte gerne über die Predigt, da er theologisch sehr versiert war. Zu den Bibelkreisgesprächen, die er bei Bedarf auch selber moderierte, oder Bibelarbeiten ausarbeitete, brachte er immer das griechische Neue Testament mit und legte es auf den Tisch um gegebenenfalls nachzuschauen, was wirklich da stand".

Aber er war nicht nur Denker, sondern auch Beter: "Nach seinen Protesten in den 1980er Jahren gegen das Atomwaffenlager bei Bellersdorf initiierte er die Mittwochsgebete in unserer Kirchengemeinde, die er etwa 30 jähre lang regelmäßig besuchte", erzählt Pfarrer Lommel.

Als die EKHN 2003 die Segnung Gleichgeschlechtlicher beschloss, legte Joachim Wienecke sein Amt als Präses nieder. Der Kirchengemeinde blieb er aber immer treu, sagt Lommel. Auffällig auch für seine juristischen Kollegen war, dass er zumindest die kirchlichen Leute immer ganz selbstverständlich mit „Bruder" anredete. "Ich selber habe sein theologisches Urteil immer sehr geschätzt und auch seinen Mut, offen seine Meinung zu sagen. So kann ich nur sagen: Auf Wiedersehen, Bruder Wienecke".

 

» Die Trauerfeier mit der Beisetzung findet am Donnerstag, 6. April (Gründonnerstag) um 13.30 Uhr von der Friedhofskapelle Herborn aus statt.

 

 

 

 

 

 

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