Impuls
Hummeln fliegen trotzdem
24.05.2023
hjb
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Kennen Sie das Hummelparadoxon? Angeblich fragte ein Biologe einen Physiker, wie eine Hummel fliegen kann. Der Physiker rechnete kurz: „Die Hummel hat 0,7 Quadratzentimeter Flügelfläche und wiegt 1,2 Gramm. Nach den Gesetzen der Aerodynamik ist es unmöglich, mit diesem Verhältnis zu fliegen.“ Sie tut es aber trotzdem – das Hummelparadoxon eben.
Was würde passieren, wenn ich das der Hummel erkläre? Vielleicht überzeuge ich sie ja: „Oh, ich tue etwas, was gar nicht geht!“ - plumps. Wahrscheinlich aber zeigt sie mir einen Vogel: „Die Physik in Ehren, aber der liebe Gott hat mich zum Fliegen geschaffen, also fliege ich.“ Spricht’s und brummt in ihrer etwas betulichen Art weiter.
Übrigens, das Hummelparadoxon ist ein Scheinparadoxon. Der Physiker hat das falsche Modell zugrunde gelegt. Er hat gerechnet, als ob die Hummel wie ein Flugzeug fliegt. Die aber fliegt auf ihre eigene Art. Ihre Flügel erzeugen, grob gesagt, einen Mini-Tornado, der sie nach oben saugt.
Hätte ich der Hummel gesagt, dass sie nicht fliegen kann, ich müsste ihr Abbitte leisten. Und sie würde sagen: „Siehste? Ich sagte ja, dass ich zum Fliegen geschaffen bin. Ich mach’s halt auf meine Art.“
Mit dieser Einstellung ist die Hummel durchaus ein christliches Vorbild. Wir alle haben von Gott besondere Gaben und Kräfte. Die kommen oft nicht zur Entfaltung, weil wir uns nicht vertrauen und Gott auch nicht. „Ich trau mich nicht, das kann ich nicht, das schaffe ich nicht!“ - mit Gottes Hilfe gibt es nur sehr wenig, was wir nicht schaffen können. Oft fehlt uns nur das Hummelselbstbewusstsein. Und oft fehlt uns der Mut, es halt auf unsere Art zu machen, so wie der Herrgott uns geschaffen hat.
In der Bibel heißt es: „Die auf den Herren harren, kriegen neue Kraft, dass sie sich aufschwingen auf Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden“ (Jesaja 40, 31).
Konrad Schullerus ist evangelischer Pfarrer in Herborn-Burg im Evangelischen Dekanat an der Dill.
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