Anlass für neue Freundschaften
Burkina Faso, China oder Indien: Studenten lernen das deutsche Weihnachtsfest kennen
Experiment e. V.Kokosmakronen backen Studierende aus Thailand, den USA und Südkorea (von links) hier bei einer Familie in Stralsund22.12.2014 red Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
von Matthias Braun (Evangelische Sonntags-Zeitung)
Noch ist der Weihnachtsbaum nicht besorgt. Die Notenständer der Geschwister stehen noch in der Ecke, wo der Baum platziert wird. Ute Zender-Haas aus Saulheim bereitet ein Weihnachtsfest mit einem Gast vor. »Hamdi ist 19, Muslim und stammt aus Tunesien.« Es ist das fünfte Mal, dass die Familie in Rheinhessen einen ausländischen Gast zur Weihnachtszeit erwartet.
Die Welt nach Hause holen
Auf den Verein Experiment e.V. stieß Ute Zender-Haas durch einen Freund aus Burkina Faso. »Als ich von dem Weihnachtsprogramm hörte, war ich sofort dabei. Die Zwillinge waren damals gerade unterwegs und so holten wir uns die Welt nach Hause.« Mit guter Vorauswahl, Notfalltelefonnummern und regionalen Betreuern für die Studierenden sah sich die Familie von den Experiment-Mitarbeitern sehr gut unterstützt und wagte ihr persönliches Experiment.
Kultur in Deutschland kennen lernen
Die Gäste aus dem Ausland seien offen und neugierig. Für Ute Zender-Haas wird auch dieses Weihnachtsfest eine Möglichkeit sein, mit einem jungen Muslim über den Glauben zu sprechen. Die Studierenden haben nach ihren Erfahrungen großes Interesse, die Kultur in Deutschland kennenzulernen. Dazu gehört für die gemeindlich engagierte Familie ganz besonders Weihnachten. »Es ist das Fest der Liebe und des Friedens. Das müssen wir nach außen tragen. Wann, wenn nicht zum Fest?«, fragt Zender-Haas.
Seit über 80 Jahren vermittelt der in Bonn ansässige Verein Austauschprogramme für Schüler, Studenten, Lehrer und andere. Gastfamilien werden für Zeiträume zwischen zwei Wochen und elf Monaten vermittelt.
Es haben sich echte Freundschaften entwickelt
Der Verein stellt den Familien frei, wie sie die gemeinsamen zwei Weihnachtswochen füllen. Und so wird Hamdi ein klassisches Weihnachten erleben: Plätzchenbacken, Gottesdienst mit Krippenspiel, Glöckchenklingeln, Tannenbaum schmücken, Bescherung.
»Es muss eine Offenheit für Dialog und Begegnung geben. Dazu gehört auch, ein Festessen ohne Alkohol und Fleisch zu planen. Ich sehe unser Engagement weniger karitativ, sondern als Beitrag zum Weltfrieden. Aus den Besuchen haben sich echte Freundschaften entwickelt. Es ist die Alternative zu den gewaltbereiten Demonstrationen gegen den Islam«, betont Ute Zender-Haas.
127 Studierende haben sich dieses Jahr für eine deutsche Weihnacht beworben. Sie stammen aus China, Mexiko, Indien und Tunesien. Auch über Ostern können Gastfamilien Studierende aufnehmen.
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