Notfallseelsorge

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Die Notfallseelsorge wendet sich an alle Menschen und deren Angehörige in Krankheitssituationen, unabhängig von ihrer Lebens- & Glaubensorientierung. Außerdem begleitet sie auch das Klinikpersonal in Krisensituationen durch Gespräche oder rituelle Handlungen. Sie bewegt sich in einem interkulturellen und multireligiösen Raum, unterliegt der Schweigepflicht und ist nicht den Kliniken zur Auskunft verpflichtet! In den Kliniken gibt es in der Regel eine ökumenische Kooperation, vor allem mit der katholischen Kirche.

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Spielsucht

Wenn der Spielautomat zum besten Freund wird

helenecanada/istockphoto.com„90 Prozent der Spielsüchtigen verspielen ihr Geld und ihre Zukunft an Automaten“, sagt Sucht-Berater Werner Müß vom Diakonischen Werk Rhein-Lahn.

Menschen mit Spielsucht bringen sich und ihre Familien oft in finanzielle Not. Die Suchtberatung des Diakonischen Werkes Rhein-Lahn hilft den Betroffenen. Sie sieht eine neue Gefahr durch Wetten im Internet.

Bernd-Christoph Matern/rhein-lahn-evangelisch.deUlrike Bittner-Pommerenke (von rechts), Leiterin des Diakonischen Werks Rhein-Lahn, und Mitarbeiter Werner Müß informieren den Bundestagsabgeordneten Detlev Pilger (SPD) über die Hilfsangebote der Einrichtung, insbesondere die Beratung von Glückspielsucht.

Scheidungen, Verschuldung, Gehaltspfändungen und tiefe Depressionen, die bis zum Suizidversuch führen können – die Folgen von Spielsucht können zu tiefen psychischen Krisen führen. 90 Prozent der Spielsüchtigen verspielen ihr Geld und ihre Zukunft an Automaten, so Werner Müß vom Diakonischen Werk Rhein-Lahn. Bei einem Besuch von Bundestagsabgeordneten Detlev Pilger (SPD) in Bad Ems informierte Sucht-Berater Müß über Probleme und die Auswirkung von Gesetzen auf die Arbeit im Diakonischen Werk.

Grundsätzlich positiv wertete Müß die Änderungen des Landesglücksspielgesetzes in Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr mit eingeschränkten Öffnungszeiten für Spielhallen, die nun zwischen 2 Uhr und 8 Uhr geschlossen bleiben müssen. „Wer morgens um 6 Uhr schon vor dem Automaten steht, ist krank“, sagt der Fachmann. Hilfreich sei auch die Möglichkeit, sich selbst sperren zu lassen. Eine landesweit zentrale Sperrdatei soll den Spielsüchtigen vor dem Betreten von Spielhallen schützen, denn dessen Personal ist dazu verpflichtet, sich von jedem Gast einen Ausweis zeigen zu lassen, erklärt Müß. „Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, von der Sucht loszukommen.“

Besonderes Suchtpotenzial bei illegalen Internetwetten

Sorge bereitet dem Berater das wachsende Angebot von illegalen Wettangeboten im Internet. Dort sei die soziale Kontrolle, wie etwa am Automat in einer Gaststätte, völlig ausgeschaltet. „Die legalen Sportwetten bergen schon ein hohes Suchtpotenzial“, so Müß. Mittlerweile könne aber über ausländische Anbieter auf jedes Sportereignis in der Welt „live“ gewettet werden – noch dazu in allen denkbaren Varianten, ob aufs nächste Foul oder die nächste Rote Karte. „Das gibt vielen einen besonderen Kick.“ 

Ob in der Spielhalle oder im Internet – die Süchtigen brauchen auch Hilfe bei finanziellen Problemen. Die engste Zusammenarbeit bei der Beratung seiner Klienten im Kreis pflegt Müß mit der Schuldnerberatung des Diakonischen Werkes. „Ich kenne Leute, die an einem Automaten 50.000 Euro verloren haben.“ Die Tasten würden den Spielern das Gefühl vermitteln, die Kontrolle zu haben, „und am Schlimmsten sind die Gewinne“. Mit einer adäquaten ambulanten oder stationären Behandlung stünden die Chancen gut, von der Sucht loszukommen. Müß versucht jedes Jahr zwischen 20 und 30 Menschen zu helfen, was allerdings nichts über die tatsächliche Zahl der Spielsüchtigen im Kreis aussage.

Herausforderung bei Suchtberatung: Bei vielen Kommunen freiwillige Leistung

Im Kreis und mit benachbarten Kommunen gebe es bestehende Netzwerke der Beratung und Hilfe, so Müß. Wichtig sei die Präventionsarbeit etwa an Schulen, aber auch für Gemeinden und andere Interessenten. Der Bundestagsabgeordnete Pilger sagt über die Herausforderung der Beratungsarbeit: „Die Finanzierung fällt meist in den Bereich freiwilliger Leistungen, die sich ja kaum noch eine Kommune leisten darf.“ Schon die Förderung in der „normalen“ Suchtberatung sei verbesserungswürdig, um Betroffene nicht im Regen stehen zu lassen. „Es gibt Aufgaben, die sollten einfach zum Pflichtprogramm gehören“, sagt der Politiker.

„Hartz-IV hat Ziel nicht erreicht“

Vor welchen anderen Herausforderungen die diakonische Arbeit noch steht, erläutert die Leiterin des Diakonischen Werks Rhein-Lahn, Ulrike Bittner-Pommerenke. Dazu zählen nicht nur die immer wieder angemahnten Änderungen in der Hartz-IV-Gesetzgebung. „Vor zehn Jahren wurde mit Hartz IV das Sozialhilfegesetz geändert, das Ziel aber nicht erreicht“, so Bittner-Pommerenke. „Ein für unsere Verhältnisse menschenwürdiges Existenzminimum ist nicht erreichbar.“

Auch die Tafeln stießen an ihre Grenzen, wenn die Schere zwischen arm und reich weiterhin so auseinanderklaffe; von den Herausforderungen, die die Zahl von Flüchtlingen auch für die Tafelarbeit bedeute, ganz zu schweigen. Die Leiterin sagt: „Unsere Kapazitäten sind  erschöpft.“ 

Diakonisches Werk Rhein-Lahn 
Im Diakonischen Werk Rhein-Lahn arbeiten zurzeit 18 Personen. Das Angebot reicht von der Schwangerenkonfliktberatung über die Fachstelle für Suchthilfe, Jugendberatung, den Jugendmigrationsdienst, Schuldner- und Insolvenzberatung sowie einer Kontaktstelle für psychisch kranke Menschen bis hin zur allgemeinen Lebens- und Sozialberatung, in die auch die Beratung über Sozialhilfeleistungen fällt. 
Zur Webseite des Diakonischen Werks

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