Portrait: Präses Ulrich Oelschläger
„Wir brauchen den Dialog“
EKHN/RahnUlrich Oelschläger gespannt während der Stimmenauszählung02.06.2016 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Frankfurt, 2. Juni 2016. Zum zweiten Mal steht er an der Spitze der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau: Dr. Ulrich Oelschläger. Am Donnerstag (2. Juni) wurde der 69 Jahre alte frühere Gymnasiallehrer und Studiendirektor von der in Frankfurt am Main tagenden Kirchensynode für weitere sechs Jahre zum Präses gewählt. Sein Amt ist in etwa mit dem eines Parlamentspräsidenten vergleichbar. Nur, dass es dafür keine Diäten gibt, sondern allenfalls Lob oder Tadel. Die Funktion ist in der evangelischen Kirche bewusst mit einem ehrenamtlichen Gemeindemitglied besetzt, das kein Pfarrer ist. Der Präses der Kirchensynode leitet dann ganz im Sinn des evangelischen Grundsatzes vom Priestertum aller Gläubigen das „maßgebliche Organ“ der hessen-nassauischen Kirche in allen geistlichen und gesetzlichen Fragen.
Synode entscheidet über Kirchenpräsident und Haushalt
So ist die Synode etwa für die Wahl des Kirchenpräsidenten der rund 1,6 Millionen Mitglieder zählenden Kirche zuständig. Auch die Verabschiedung des Haushalts, zuletzt immerhin 578 Millionen Euro, liegt jedes Jahr aufs Neue in der Hand der aktuell 140 Delegierten. Das Gremium setzt auch politische Akzente. Beim Thema Flughafenausbau in Frankfurt oder der Flüchtlingsfrage meldete sich das „Kirchenparlament“ zuletzt immer wieder deutlich zu Wort. Eine Menge Verantwortung, die auf ehrenamtlichem Engagement fußt.
Fast ein viertel Jahrhundert Synodenerfahrung
Doch Oelschläger hat Erfahrung damit. Seit fast einem viertel Jahrhundert ist er Mitglied der hessen-nassauischen Kirchensynode. In ihren Vorstand wurde er 1998 gewählt. Er kennt sich aus in Fragen zwischen Paragraphen und Personal. Und er hat Spaß am Zusammenhalten der vielen Fäden eines so großen Gremiums. In seiner Vorstellungsrede gab er denn auch zu: „Warum ich noch einmal kandidiere? Das liegt natürlich daran, dass mir dieses Amt, die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen im Synodalvorstand und den Brüdern und Schwestern Freude gemacht hat.“
Kirche hat auch gesellschaftliche Verantwortung
Gleichzeitig betont er klar, dass sich bei der Synode nicht alles nur um die geistliche Leitung der Kirche drehen darf, oder darum, nach welchen Regeln Seelsorgestellen im Kirchengebiet fair besetzt werden können. Oelschläger geht es auch um deutliche öffentliche Akzente: „Wir haben uns der gesellschaftlichen Verantwortung gestellt, sei es dem des Bahnlärms im Mittelrheintal oder der der wachsenden Armut in der Gesellschaft.“ Da will er weitermachen. Und am besten, beispielsweise in der Flüchtlingsfrage, gemeinsam mit der katholischen Kirche. Über alle Krisen hinweg sei beispielsweise die Verbindung zum Bistum Limburg gewachsen. Überhaupt, die Ökumene und der Dialog mit anderen Glaubensrichtungen, sie ist ein Steckenpferd des passionierten Reiters. „Wir brauchen den ökumenischen Dialog, den Dialog mit anderen Religionen, mit der Philosophie, mit der Politik“, sagt er.
Verhältnis zum Judentum bewegt besonders
Und etwas bewegt ihn dabei ganz besonders: das Verhältnis zum Judentum. Oelschläger, der Germanistik, Theologie, Philosophie und Deutsche Volkskunde studierte, schrieb sich 1994 in Mainz berufsbegleitend noch einmal an der Evangelischen Theologischen Fakultät im Fach Judaistik ein. Zehn Jahre später schloss er dieses Studium mit einer Doktorarbeit zum jüdisch-christlichen Verhältnis ab. Oelschläger sagt dazu: „Dieser Aspekt der Geschichte unseres Landes ist mir so wichtig, dass ich mich im fortgeschrittenen Alter auch noch einmal auf ein Studium der Judaistik eingelassen habe.“
Teamarbeit und Kooperation weiter dringend gefragt
Nun hat sich der im nordrhein-westfälischen Oberhausen geborene Rheinhesse noch einmal auf das Amt des Synodalpräses eingelassen. Er weiß, was auf ihn zukommt: „Teamarbeit, Kooperation, Nutzung synodaler Ressourcen und Kommunikationsstrukturen, Abruf vorhandener Kompetenzen getragen von der Kultur gegenseitiger Wertschätzung, das ist mir wichtig“, sagt Oelschläger. All das werden er und die Synode in den kommenden sechs Jahren wieder brauchen.
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