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Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

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Reformationsfeier

Klimakrise: Umweltexperte fordert neue Reformation

EKHN/RahnDunkle Wolken: Das Klima und die KlimakriseDunkle Wolken: Das Klima und die Klimakrise

Die Klimakrise hält Einzug in den Reformationstag: Am Donnerstagabend feierte die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau den Thesenanschlag in Wiesbaden. Wolfgang Lucht vom Weltklimarat fragte danach, ob die Schöpfung noch zu retten ist.

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Präses Ulrich Oelschläger und Gastreferent Wolfgang Lucht (r.) Volker Jung im Reformationsgottesdienst 2019 Reformationsgottesdienst in der Lutherkirche Wiesbaden
EKHN/RahnProfessor Wolfgang Lucht spricht in der Wiesbadener LutherkircheProfessor Wolfgang Lucht spricht in der Wiesbadener Lutherkirche

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat das Thema Klimawandel in diesem Jahr in den Mittelpunkt ihrer zentralen Reformationsfeier gestellt. Am Donnerstagabend (31. Oktober) forderte der Physiker und Geographieprofessor vom renommierten Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Wolfgang Lucht, bei der Festveranstaltung der hessen-nassauischen Kirche in Wiesbaden vor über 750 Gästen dazu auf, den Folgen der Klimaveränderung noch stärker zu begegnen als bisher. In einem leidenschaftlichen Appell für mehr Klimaschutz sagte er in der Wiesbadener Lutherkirche, dass es nicht mehr genüge, „zu schlafwandeln“,  sondern es nötig sei, zu handeln. 

 

Wahrheit ins Auge schauen

Dazu gehöre es, der wissenschaftlichen Wahrheit in Fragen des Klimas „ins Auge zu schauen“, so der Umweltexperte. Bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts seien die Auswirkungen von zu viel Kohlendioxid in der Atmosphäre bekannt. Lucht warnte vor einer „komplett anderen Erde in weniger 100 Jahren“. So könne alleine der Meeresspiegel um sieben Meter steigen, sollte der Ausstoß der Treibhausgase nicht drastisch reduziert werden. Der Hitzesommer des Jahres 2018 würde im Jahr 2040 ein „gewöhnlicher Sommer“ sein und bereits zwanzig Jahre später eher als ‚kühl“ gelten. „Wir stehen an einem Scheidepunkt“, sagte der Forscher, der Mitbegründer der „Scientists for Future“ ist, für den Weltklimarat arbeitet und die Bundesregierung in Umweltfragen berät. 

 

Für die Schöpfung sprechen

Mit Blick auf den evangelischen Reformator Martin Luther appellierte er an die „Verantwortung des Menschen“. Christinnen und Christen seien keine „Todesengel“, sondern stünden für die „Kraft des Lebens“. Sie seien aufgerufen, „für die Schöpfung sprechen“. Eine Umkehr in der Klimakrise ist seiner Ansicht nach noch möglich. Er sprach sich für eine „neue Reformation“ aus, die zu einer Transformation der gegenwärtigen Verhältnisse führen müsse. Auch der damit verbundene Verzicht auf bisher Gewohntes könne durch ein „Mehr an Menschlichkeit“  ausgeglichen  werden, so der Forscher.

 

Gesellschaftlich aktive Kirche wichtig 

Bei der Festveranstaltung hatte sich zuvor der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung in seiner Predigt für ein starkes gesellschaftliches Engagement der Kirche beispielsweise in Fragen des Klimaschutzes ausgesprochen. „Wer sich von Gottes Wahrheit und seiner Liebe leiten lässt, sieht nicht nur den Nächsten mit anderen Augen, sondern auch diese Welt“, sagte Jung im diesjährigen Reformationsgottesdienst. Jung: „Deshalb kann und darf es uns nicht egal sein, ob wir mit der Art, wie wir leben, den nächsten Generationen die Lebensgrundlagen entziehen.“

 

Gegen Antisemitismus Zeichen setzen

Nach Jungs Worten ist es gegenwärtig auch nötig, ein deutliches Zeichen gegen jeglichen Antisemitismus zu setzten. Gerade angesichts der „schlimmen antijüdischen Äußerungen des  Reformators Martin Luther“ in seinen späten Schriften sei dies auch am Reformationstag wichtig. „Ich bin froh, dass wir uns deutlich vom Antijudaismus Martin Luthers distanziert haben. Und dass damit auch eine klare Absage an jede Form von Judenmission verbunden war. Damit sagen wir auch: Wir sind mit unseren jüdischen Geschwistern in unserem Glauben verbunden. Antisemitismus ist Gotteslästerung.“ 

 

Bewahrung der Schöpfung ist Thema 

Der Präses der hessen-nassauischen Kirchensynode, Ulrich Oelschläger, wies in seiner Begrüßungsrede darauf hin, dass Fragen nach der Bewahrung der Schöpfung ein wichtiges christliches Thema seien. So hätten sich die Kirchen weltweit in dem sogenannten „Konziliaren Prozess“ auch der Bewahrung der Schöpfung verschrieben. „Jute statt Plastik“ habe es schon vor vier Jahrzehnten in Kirchenkreisen gehießen. Heute diskutiere die Öffentlichkeit über das Verbot von Plastiktüten. Oelschläger: „Die Kirche war der Zeit voraus.“ Die Klimaaktivistin Greta Thunberg und die junge Generation mit der Fridays-For-Future-Bewegung habe die Kirchen darauf wieder verstärkt aufmerksam gemacht, so Oelschläger. 

 

Gottesdienst mit vielen Mitwirkenden

Die Reformationsfeier in der Lutherkirche begann am Donnerstagabend mit einem Gottesdienst. Neben EKHN-Kirchenpräsident Volker Jung gestalteten die Stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN, Ulrike Scherf, Dorothee Dziewas von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, der katholische Stadtdekan Wiesbadens Klaus Nebel sowie Pfarrer Volkmar Thedens-Jekel und Evelyn Plitman von der Lutherkirchengemeinde die Feier. Musikalisch begleitete der Bachchor Wiesbaden unter der Leitung von Jörg Endebrock den Gottesdienst Die Moderation des Abends übernahm der Präses der EKHN-Kirchensynode Ulrich Oelschläger.

 

Hintergrund zur Reformationsfeier

Am 31. Oktober erinnern Protestantinnen und Protestanten in aller Welt an den Beginn der Reformation durch Martin Luther im Jahr 1517 und die Entstehung der evangelischen Kirche. Zum 25. Mal veranstaltet die EKHN einen Festakt am Reformationstag. Bei der Feier blickt eine bekannte Persönlichkeit mit ihrer besonderen Sicht auf das protestantische Profil in der Gesellschaft. Bislang zählten unter anderem der frühere DDR-Ministerpräsident Lothar de Mazière, die ZDF-Moderatorin Gundula Gause oder der langjährige ARD-Korrespondent in Brüssel, Rolf-Dieter Krause, zu den Referenten.

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