Notfallseelsorge

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Die Notfallseelsorge wendet sich an alle Menschen und deren Angehörige in Krankheitssituationen, unabhängig von ihrer Lebens- & Glaubensorientierung. Außerdem begleitet sie auch das Klinikpersonal in Krisensituationen durch Gespräche oder rituelle Handlungen. Sie bewegt sich in einem interkulturellen und multireligiösen Raum, unterliegt der Schweigepflicht und ist nicht den Kliniken zur Auskunft verpflichtet! In den Kliniken gibt es in der Regel eine ökumenische Kooperation, vor allem mit der katholischen Kirche.

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Singles und Corona

Wie sich die Corona-Zeit bei Singles auswirkt

gettyimages/AleksandarNakicSingles sind nicht automatisch einsam. Sie sind nicht zum ersten Mal alleine und somit für die Corona-Zeit gut vorbereitet.

Soziale Kontakte vermeiden, arbeiten im Homeoffice: Vor allem für Alleinlebende kann die Corona-Zeit hart werden. Eine aktuelle Studie zeigt: Jeder dritte Single fürchtet sich gerade vor Einsamkeit. Aber: Singles haben auch einen klaren Vorteil.

Renate Jetter kennt das Alleine-Sein. Jeden Tag muss sie selbst gestalten – und das klappt meistens wunderbar. An den Wochenenden kocht sie zum Beispiel ausgiebig. Das tut ihr gut, wie die 54-Jährige erzählt.

Jetter ist Seelsorgerin an der Klinik Hohe Mark in Oberursel und selbst Single. Sie kann die Sorgen vieler Patienten oder ehemaliger Patienten wegen Corona gut nachvollziehen. Einige hat sie in den vergangen Tagen und Wochen angerufen, um zu hören, wie es ihnen geht. Viele seien besorgt, berichtet die Theologin. „Da kommen ganz alte Sachen wieder hoch – das Gefühl vom Verlassen-Sein.“ Eine Patientin vermisse besonders den körperlichen Kontakt. „Das kann ja auch nur eine Umarmung sein auf der Arbeit oder im Gottesdienst“, sagt Jetter.

Single-Dasein wird schmerzlich bewusst

Auch Jetter selbst sei durch Corona „schmerzlich“ bewusst geworden, dass sie alleine ist. „Als ich von der Kontaktsperre gehört habe, musste ich erstmal schlucken“, gibt die Theologin zu. Auch bei ihr kamen wieder scheinbar längst vergessene Sorgen hoch. Ganz vorne dabei: Die Angst vor dem Alleine-Sein.

Inzwischen habe sie sich mit der Situation arrangiert, berichtet die Single-Frau. Sie hat einen guten Freundeskreis, telefoniert regelmäßig mit ihren Single-Freundinnen.

Singles entwickeln Bewältigungsstrategien 

Eine gute Idee, findet auch Dr. Uwe Simon. Er ist psychologischer Psychotherapeut in der Klinik Hohe Mark, die zum Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverband Marburg gehört. Enge Freundschaften seien jetzt besonders wichtig. Zudem gebe es auch unter Singles eine große Community. Nicht nur Singles müssten jetzt kreativ werden, wie sie ihre sozialen Kontakte pflegen, sagt Simon.

Der Experte warnt davor, Singles in die Opfer-Rolle zu drängen. "Single-Sein bedeutet nicht automatisch einsam sein", betont Simon und ergänzt: „Singles haben den Vorteil, dass sie sich schon oft mit Einsamkeit auseinandergesetzt haben und vielleicht sogar schon Bewältigungsstrategien entwickelt haben“, erklärt der Therapeut und meint: „Wir können von Singles lernen.“

Von wegen Langeweile

Eine aktuelle Studie der Online-Partnervermittlung Parship zeigt: Ein Drittel der Alleinstehenden wünscht sich während Corona einen Partner an ihrer Seite. Besonders die junge Generation hat Angst vorm Alleinsein (18-29 Jahre: 45 Prozent; 50-69 Jahre: 33 Prozent). Dennoch freut sich über die Hälfte der Singles auf die gewonnene Zeit für sich allein.

Auch Renate Jetter genießt die Stunden für sich. Das klappt aber auch nur so gut, weil sie weiterhin arbeitet, wie die Seelsorgerin betont. „Eine komplette Ausgangssperre wäre der Horror für mich“. Außerdem helfe ihr der Glaube. „Ich kann meine Klagen vor Gott bringen und mit ihm ringen“. Das beruhige sie. Jetter sei mit sich selbst im Frieden.

Solidarität von Nicht-Singles

Vor dem Virus selbst hat die Seelsorgerin keine Angst: „Weil ich weiß, dass dieses Leben nicht das Letzte ist.“ Was ihr fehlt, sind die Gottesdienste. „Als es bei uns hieß: Bis zum 30. Juni keine Gottesdienste mehr, dachte ich erst: Oh, wie schrecklich!“ Nun nutzt die gläubige Christin digitale Angebote wie Live-Streams und Zoom-Gottesdienste. „Da erlebe ich gerade Gemeinschaft“, erzählt Jetter begeistert.

Weiterhin schätzt sie die Solidarität in ihrem Umfeld. Viele Nicht-Singles hätten sich in den vergangenen Tagen und Wochen bei ihr gemeldet und gefragt: „Brauchst du was?“

Tipps: Kochen, lesen und kreativ werden

Jetter braucht aber nicht viel, kann sich gut selbst organisieren. Anderen Singles rät sie während der Corona-Krise, es sich selbst schön zu machen: Spazieren gehen, kochen, ein Buch lesen, kreativ werden, zum Beispiel mit dem Basteln anzufangen.

Psychotherapeut Simon schlägt außerdem vor, sich online zu verabreden. Es gebe inzwischen viele Angebote, Tendenz steigend. Er könne sich auch Online-Selbsthilfegruppen für Singles vorstellen oder Ideen-Börsen. Einiges würde bestimmt noch kommen. Auch gemeinsames Musizieren im Internet sei eine tolle Möglichkeit gegen Einsamkeit, sagt Simon.

Schwere Zeit für depressive Menschen

Eine besondere Herausforderung ist Corona für depressive Menschen, die alleine leben, sagt Simon. Die aktuelle Krise könne das Gefühl von Einsamkeit natürlich bestärken. Besonders problematisch sei auch das eingeschränkte Hilfsangebot derzeit. Auch in der Klinik Hohe Mark laufe der Kontakt nur noch übers Telefon oder per Mail, berichtet Simon.

Dabei seien Gespräche aktuell wichtig. Das fehle einigen Singles natürlich. Aber auch dann gilt: Der Griff zum Telefonhörer oder Handy, um Freunde oder Familie anrufen. Renate Jetter habe inzwischen auch wieder Kontakte zu Menschen aufgenommen, mit denen sie eigentlich nichts oder nicht mehr viel zu tun hatte. Corona kann auch verbinden, Menschen wieder zusammenführen.

Corona-Angebote der Klink Hohe Mark

Sorgen? Ängste? Evangelische Seelsorge ist für Sie da

 

 

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