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Studie der Evangelischen Bank zur Pflegewirtschaft

Studie: Wartelisten und Personalmangel in Pflegeheimen

SilviaJansen/GettyimagesDie meisten Heime haben zu wenig PflegekräfteDie meisten Heime haben zu wenig Pflegekräfte

Wartelisten für angehende Bewohner und viele freie Stellen für qualifizierte Bewerber – so sieht die Situation in vielen Pflegeheimen aus. Höhere Gehälter für Fachkräfte sind aber nicht zu erwarten.

Einen Platz im Pflegeheim der Wahl zu bekommen, ist alles andere als selbstverständlich. Laut einer aktuellen Umfrage der Evangelischen Bank zur Situation der Pflegewirtschaft in Deutschland konnten 71 Prozent der befragten Pflegeheime in den vergangenen drei Monaten mindestens eine Anfrage nach einem vollstationären Heimplatz nicht bedienen, 68 Prozent mussten Anfragen zur Kurzzeitpflege ablehnen. 

Begehrte Pflegeheime und Personalnot

„Pflegeheime, die ein gutes Image in ihrer Region haben, sind begehrt und haben häufig Wartelisten“, weiß Christian Ferchland, Vorstandsmitglied der Evangelischen Bank. Außer der Vollbelegung gibt es jedoch einen weiteren Grund dafür, dass Pflegebedürftige nicht aufgenommen werden konnten. So mussten sich im vergangenen Vierteljahr laut der Studie 21 Prozent der befragten Einrichtungen einen temporären Belegungsstopp verordnen, weil ihnen das nötige Personal fehlte. Ferchland: „Hier zeigt sich das Ausmaß des Fachkräftemangels bereits sehr deutlich. In Zukunft wird sich die Lage verschärfen.“

Überdurchschnittliche Gehälter sind trotz Personalnot nicht drin 

Zur wirtschaftlichen Situation der befragten Pflegeheime zeigt die Studie: Mit einer Belegungsquote von mehr als 90 Prozent sind die meisten Einrichtungen sehr gut ausgelastet. Mit dieser Quote erreichen sie allerdings gerade den Break Even Point, der bei einer durchschnittlichen Auslastung von 94 Prozent liegt. Das bedeutet: Die Heime stehen unter starkem Kostendruck und haben nur wenig finanziellen Spielraum. Ferchland folgert daraus: „Dem Fachkräftemangel können die Einrichtungen nur sehr bedingt mit höheren Gehältern entgegenwirken. Hier sind politische Entscheidungen gefragt.“ Auch laut der Umfrage ist eine überdurchschnittliche Bezahlung eine vergleichsweise selten genannte Option, um Mitarbeiter zu gewinnen oder zu halten. Dagegen werben fast alle Pflegeeinrichtungen mit einer wertschätzenden Unternehmenskultur, der Möglichkeit zum eigenständigen Arbeiten sowie zur beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung.

Vor allem große Einrichtungen suchen Mitarbeiter

In sechs von zehn Pflegeeinrichtungen gibt es derzeit durchschnittlich knapp sechs offene Stellen für Pflegefachkräfte. Insbesondere große Pflegeeinrichtungen mit mehr als zehn Heimen sowie freigemeinnützige und private Träger sind auf der Suche nach qualifiziertem Personal. Christian Schwarzrock, Abteilungsleiter des Finanzmanagements bei der Evangelischen Bank, erklärt: „In kleineren Pflegeheimen fühlen sich die oft langjährigen Mitarbeiter ihrem Arbeitgeber stärker verbunden als in größeren und womöglich anonymeren Einrichtungen.“ Auch die geringere Zahl an offenen Stellen bei den konfessionellen Trägern weise auf eine hohe emotionale Bindung der Mitarbeiter hin.“

Ausländische Pflegefachkräfte gehören zum Mitarbeiterstamm

Bei Personalengpässen greifen knapp 40 Prozent der Betreiber – und dann zumeist in Einzelfällen – auf Leiharbeiter zurück. Ausländische Pflegefachkräfte hingegen gehören in mehr als 70 Prozent der Pflegeheime zum Mitarbeiterstamm. Sie kommen vorwiegend aus Osteuropa (83 Prozent) oder dem Balkan, der Türkei, Rumänien oder Griechenland (53 Prozent) und werden vor allem von großen Pflegeeinrichtungen und Betreibern mit akuten Personalengpässen eingestellt. Schwierigkeiten bereitet jedoch die Anerkennung der Qualifikation ausländischer Fachkräfte. Als größte Hürde nennen die Befragten auch die Dauer bis zur Anerkennung der Qualifikation (65 Prozent). Darüber hinaus hat mehr als die Hälfte der Pflegeheimbetreiber Probleme mit den Sprachnachweisen oder der grundsätzlichen Anerkennung der Ausbildung ausländischer Pflegefachkräfte. Scheitert ein bestehendes Beschäftigungsverhältnis mit ausländischen Fachkräften, liegt das zumeist an Sprachbarrieren (48 Prozent). 36 Prozent der Befragten nennen zudem die mangelnde soziale Einbindung der Mitarbeiter außerhalb der Arbeit. Vorurteile der Kollegen spielen dagegen kaum eine Rolle (sechs Prozent).

Vermittlung von Heimplätzen: Internet immer wichtiger

Neue Bewohner kommen bei nahezu allen Pflegeheimen am häufigsten über persönliche Empfehlungen oder über das Krankenhaus. „Das Image einer Pflegeeinrichtung ist immens wichtig. Dieses zu pflegen, ist eine originäre Aufgabe der Heimleitung“, erklärt Schwarzrock. Internetplattformen spielen derzeit als Kommunikationskanal eher bei privaten Trägern eine Rolle. Insgesamt 67 Prozent der Befragten geben jedoch an, dass Internetplattformen in Zukunft wichtiger sein werden als heute bzw. dass sogar ein Großteil der Heimplätze künftig über Internetplattformen vermittelt wird. 33 Prozent allerdings sind überzeugt, dass Internetplattformen eine Randerscheinung bleiben werden. „Hierbei handelt es sich mit Sicherheit um eine Fehleinschätzung“, so Schwarzrock. Entstehen würden bereits in naher Zukunft Plattformen, die eine aussagekräftige Bewertung der Pflegeheime erlauben und Möglichkeiten zum persönlichen Kontakt bieten. Diese Entwicklung sollten die Heime auf keinen Fall verschlafen, um für veränderte Anforderungen gewappnet zu sein.

Rund 300 Einrichtungsleiter wurden befragt

An der Studie haben rund 300 Geschäftsführer und Verwaltungsleiter von Betreibern und Trägern von Pflegeeinrichtungen teilgenommen. Die Zusammensetzung der Befragten spiegelt einen insgesamt kleinteiligen Markt wider: Bei einem Großteil der befragten Unternehmen (56 Prozent) handelt es sich um eher kleine Pflegeeinrichtungen mit bis zu drei Pflegeheimen. Betreiber von mehr als vier Heimen sind je zu einem Fünftel vertreten. Die meisten der befragten Pflegeunternehmen verfolgen einen freigemeinnützigen Zweck. Bei 37 Prozent handelt es sich um private Träger. Die befragten Heimbetreiber stehen für eine Mindestanzahl von rund 1.275 Pflegeheimen.

Die Evangelische Bank eG

Die Evangelische Bank eG ist ein genossenschaftlich organisiertes, nachhaltiges Kreditinstitut. Mit einer Bilanzsumme von 7,3 Mrd. Euro ist die Evangelische Bank eG die größte Kirchenbank und zählt zu den zehn größten Genossenschaftsinstituten in Deutschland. Als nachhaltig führende Kirchenbank Deutschlands ist die Evangelische Bank eG ein spezialisierter Finanzpartner der Kirchen, Diakonie, Caritas, Freien Wohlfahrtspflege und der Sozialwirtschaft sowie aller privaten Kunden mit christlicher Werteorientierung. Rund 480 Mitarbeiter betreuen bundesweit etwa 19.000 institutionelle Kunden und ca. 72.000 private Kunden an 13 Standorten.

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