Notfallseelsorge

Unser Angebot

Die Notfallseelsorge wendet sich an alle Menschen und deren Angehörige in Krankheitssituationen, unabhängig von ihrer Lebens- & Glaubensorientierung. Außerdem begleitet sie auch das Klinikpersonal in Krisensituationen durch Gespräche oder rituelle Handlungen. Sie bewegt sich in einem interkulturellen und multireligiösen Raum, unterliegt der Schweigepflicht und ist nicht den Kliniken zur Auskunft verpflichtet! In den Kliniken gibt es in der Regel eine ökumenische Kooperation, vor allem mit der katholischen Kirche.

AngeboteÜbersicht

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

Menümobile menu

Familie und Gender

Gender, Glitzer und Gottes Garten

EKHN/RahnPodium zur Gender-DiskussionPodium zur Gender-Diskussion

Was geschieht, wenn sich ein Travestiekünstler, eine Gender-Forscherin, ein Historiker, ein Kirchenpräsident sowie eine Netzaktivistin zusammen setzen? Klar ist: Die Diskussion um Geschlechtergerechtigkeit ist aufgeheizt. Kirchenpräsident Jung plädierte dafür, die Gender-Debatte „zu entideologisieren“.

Wommy Wonders rotes Kleid glitzert auf der Bühne, dass es eine wahre Freude ist. Dabei habe sie sich so züchtig als möglich für den Kirchentag in ihr bescheidenes Outfit „geschält“, das dem Duschvorhang des früheren Limburger Bischofs Tebartz-van Elst nachempfunden sei. So schillernd wie die Kleidung des Stuttgarter Travestiekünstlers  ist auch die aktuelle Diskussion um die Gleichberechtigung der Geschlechter. Und so lautete die Frage in der Schwabenlandhalle am Donnerstag auf dem Kirchentag: „Wer hat Angst vor Gender - Stimmungslage, Stimmungsmache und neue Stimmen“.

Neue Freiheiten und wegbrechende Privilegien

Die einen finden die Debatte darüber, ob etwa Geschlechterrollen sozial festgelegt sind, für überfällig und die anderen schlicht für überflüssig. Die Landshuter Genderforscherin Professor Barbara Thiessen sieht es als Ziel der Gender-Debatte, Ungerechtigkeiten zu beseitigen. Dabei kämen aber auch „Privilegien ins Rutschen“ und entstünden zugleich „neue Freiheiten“. Dies erkläre die oft aufgeheizte Stimmung bei dem Thema. Wichtig bleibe aber, dass „das Geschlecht kein sozialer Platzanweiser sein darf“. Nach Ansicht der Mainzer Historikers Professor Andreas Rödder hat die Gender-Diskussion die Frage nach der Gerechtigkeit in der Gesellschaft um eine Facette erweitert. Dazu müsse nun beispielsweise auch die Frage nach der Gerechtigkeit für Familien treten.

Unsicherheit und Offenheit in Geschlechterfolgen aushalten 

Er warnte zugleich davor, dass die Gender-Debatte gerade die Vorurteile gegenüber Geschlechtern verfestigen könne. „Bauen Frauen im Beruf Netzwerke auf, ist es gut. Tun Männer das, wird es kritisiert“, so Rödder. Zudem fürchte er, dass die Gender-Diskussion „ideologisch abdriftet“ und „ein guter Gedanke die Idee zerstören könne.  Aus der Geschichte sei dagegen zu lernen, dass sich bestimmte Bilder oder Geschlechterrollen im Verlauf der Zeit änderten und es problematisch sei, eine Gesellschaft von vorneherein nach bestimmten Bildern ändern zu wollen. Er plädierte dafür, die gegenwärtige „Unsicherheit und Offenheit“ in Geschlechterfragen auszuhalten, statt  in „Selbstgewissheit“ gefangen zu bleiben.

Kirchenpräsident Jung plädierte dafür,  die Gender-Debatte zu entideologisieren

Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, erklärte, dass es ein wichtiges Anliegen der Bibel sei, „Menschen in ihrer Individualität Gerechtigkeit widerfahren zu lassen“. So seien  „Ordnungen um der Menschen willen da und nicht der Mensch um der Ordnungen willen“. Dieser Ansatz bedeute theologisch nicht, dass alles für möglich erklärt wird. Es sei vielmehr die Frage danach, was getan werden kann, „damit Menschen gestärkt werden können, um verlässlich, verbindlich, dauerhaft Verantwortung füreinander zu übernehmen“. Dazu gehört nach Ansicht des Kirchenpräsidenten auch, die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen“. Jung plädierte dafür,  die Gender-Debatte „zu entideologisieren“ und Geschlechterfrage nicht als Glaubens- oder Weltanschauungsfrage zu begreifen, sondern als „gesellschaftliche Gestaltungsfrage“. Es gehe letztlich nicht um die Eindeutigkeit von Zuordnungen, sondern um eine gute „Wahrnehmung von Individualität und um die gerechte Gestaltung von Beziehungen und damit um soziale Verantwortung.“

Internet als Diskussions-Plattform

Die Netzaktivistin und Kommunikationsberaterin Anne Wizorek machte auf die Situation im Internet aufmerksam, bei der in Geschlechterfragen heftig gestritten wird. Wizorek rief vor zwei Jahren die Aktion „Aufschrei“ im sozialen Netzwerk twitter ins Leben, bei dem Frauen ihre Erfahrungen mit sexueller Gewalt öffentlich machen konnten. Hasskommentare in Geschlechterfragen seien immer mehr an der Tagesordnung, berichtete sie. Sie forderte deshalb die zunehmenden „Haßreden“ auch unter Strafe zu stellen. „Hier werden Menschen bewusst erniedrigt“, so Wizorek. Das Internet bleibe letztlich ein Spiegel für alles, was auch sonst in der Gesellschaft kursiere.

Vielfalt in Gottes Garten

Wommy Wonders unterdessen versteht die ganze Aufregung nicht. Sie hält die Gender-Debatte und die Frage nach Männern und Frauen völlig überzogen. Ginge die Haarspalterei so weiter wie in der Geschlechterdebatte, müsse man sich bald fragen, „ob Muslime auf eine Kreuzfahrt gehen und Atheisten Christstollen essen  dürfen“. In Wahrheit sei doch „alles nicht so kompliziert, wie man es macht“, sagt sie. In Gottes Garten gebe es eben viele Tiere. „Und die Schlange ist da genauso viel wert wie der Elefant.“

Diese Seite:Download PDFDrucken

Gender-Debatte auf dem Evangelischen Kirchentag


to top