Nachdem im Juni 1998 ein schweres Zugunglück in Eschede geschah, bei dem 101 Menschen starben und viele verletzt wurden, wurden deutschlandweit Rufe nach einer Begleitung von Betroffenen und ihren Angehörigen laut. Kurz darauf ereignete sich auch ein schweres Busunglück bei Lorsch. Die Rettungsdienste im Kreis Bergstraße beschlossen 1999 die Einrichtung eines ehrenamtlichen Kriseninterventionsdienstes im Kreis, da es die Rettungskräfte belastete, die Menschen auch im Falle eines Suizids oder plötzlichen Todesfalls hilflos und wie erstarrt zu verlassen. Einige Pfarrerinnen und Pfarrer – sowohl evangelische als auch katholische – in Heppenheim schlossen sich zusammen, um im Falle eines plötzlichen Todes rasch für die Angehörigen da zu sein. Glücklicherweise erinnerte sich ein Rettungsassistent damals an die gelungene Zusammenarbeit mit Pfarrer Hermann-Josef Herd und lud ihn zu einem Treffen ein. Dies führte zur Zusammenführung der Initiativen von Kirchen und Hilfsdiensten.
Der „Arbeitskreis Notfallseelsorge“ wurde zur Konzeption gegründet und verabschiedete am 11. August 2000 seine Geschäftsordnung, auf der die weitere Zusammenarbeit fußte. An ihm beteiligt waren: Benjamin Krause und Andreas Plisch von der Johanniter-Unfall-Hilfe sowie Katharina Gladisch vom Malteser Hilfsdienst und Herr Emig für die Freiwillige Feuerwehr. Dazu kamen Ursula Hafenrichter vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), Adam Schmitt für den Malteser Hilfsdienst und Harald Logins für die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft sowie der leitende Notarzt Dr. Stefan Neuhauser. Von kirchlicher Seite nahmen Barbara Tarnow von der evangelischen Kirche und Stefan Volk für die katholische Kirche teil. Auch die heutige stellvertretende Kirchenpräsidentin und damalige Dekanin des Dekanats Bergstraße Ulrike Scherf war an diesem Prozess beteiligt. Diese breite Vernetzung mit vielen Kooperationspartnern ist für die Notfallseelsorge bis heute ein großer Gewinn.
Nach dem ersten Ausbildungslehrgang wurden am 29. Mai 2001 in einem ökumenischen Gottesdienst 39 ehrenamtliche Notfallseelsorgerinnen und -Seelsorger beauftragt. Barbara Tarnow leitete das System hauptamtlich ab Herbst 2001 und war maßgeblich an der Ausbildung der Mitarbeitenden und der Koordination der Dienste beteiligt. 2014 übernahm Pfarrerin Karin Ritter die Leitung des Systems. Heute ist das System seit zehn Jahren zusammen mit den Systemen Darmstadt, Darmstadt-Dieburg und Odenwald in die Kooperation Notfallseelsorge Südhessen eingebunden. Sie sind durch gemeinsame Fortbildungen, Webauftritt und Ausbildung verbunden. 2018 trat eine neue Geschäftsordnung in Kraft, die die Pfarrperson als Leitung des Systems festlegte und ein Leitungsteam etablierte, in dem alle Rettungs- und Hilfsdienste des Kreises sowie die beiden Kirchen vertreten sind. Die Notfallseelsorge wurde fest in den Katastrophenschutz des Kreises integriert und ist heute unverzichtbar bei belastenden Einsätzen zur seelischen Begleitung von Betroffenen. Sie wird durch einen Förderverein, beide Kirchen und das Deutsche Rote Kreuz finanziell unterstützt.
Notfallseelsorge Südhessen - Bergstraße
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