Mainz

Die Anfänge der Notfallseelsorge in Mainz sind besonders durch persönliche Kontakte zwischen der Kirche und der Feuerwehr geprägt: 1998 wurde Pfarrerin Dr. Angela Rinn zur Feuerwehrpfarrerin beauftragt. Sie hatte zuvor Feuerwehrgottesdienste angeboten und war angefragt worden, ob sie die Feuerwehrleute seelsorglich begleiten könne, wenn diese sich in akuten Krisen befänden oder nach einem belastenden Einsatz Begleitung benötigten. Sie willigte ein und wurde später auch immer wieder mit zu Einsätzen gerufen, in denen Betroffene seelischen Beistand in einem Umfang benötigten, der über das hinausging, was die Einsatzkräfte leisten konnten. 

Mit dem Zugunglück in Eschede Ende 1998 wurde klar: Die seelsorgliche Begleitung der von einem Unglück Betroffenen benötigt einen institutionell gesicherten und verlässlichen Rahmen. Anders wären Großschadenslagen weder zu meistern, noch wäre die Professionalität sichergestellt. So fanden schließlich von 1999 bis 2000 Konzeptionsgespräche mit dem Ziel der Gründung eines Notfallseelsorgesystems statt. An ihnen nahmen auch Pfarrerin Dr. Angela Rinn mit ihren Kollegen Ralf Schmidt und Stephan Müller-Kracht sowie der katholische Dekanatsreferent Jürgen Nikolay sowie ein Vertreter der Stadt Mainz teil. Die Stadt Mainz unterstützte und förderte die Notfallseelsorge dabei von Anfang an, und so ging sie noch im Jahr 2000 an den Start. Die Mitarbeitenden im System Mainz waren zunächst ausschließlich Hauptamtliche aus dem Bereich der evangelischen und katholischen Kirche. 2017 wurde die Mitarbeit auch für Menschen aus der Notfallseelsorge „verwandten“ Bereichen, beispielsweise der Sozialpädagogik, geöffnet. Aktuell arbeiten im System Mainz ungefähr gleich viele Haupt- und Ehrenamtliche.

Die ökumenische Notfallseelsorge Mainz gehört heute zur Ökumenischen Notfallseelsorge Rheinhessen, einschließlich der Systeme Alzey-Worms, Mainz-Bingen und Worms. Träger des Systems sind das Bistum Mainz und die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, während die Stadt Mainz die ersten Melder finanziert hat. Die restliche Ausstattung und Räumlichkeiten werden vom Bistum Mainz und der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau bereitgestellt. Die Leitung des Systems erfolgte lange Zeit durch Pfarrer Tim Sittel sowie die Pfarrerinnen Bettina Marloth-Claaß und zuletzt Renata Kiworr-Ruppenthal (bis 2021), zusammen mit Pastoralreferent Markus Reuter. Im September 2023 hat Pfarrer Johannes Hoffmann die Nachfolge von Pfarrerin Kiworr-Ruppenthal angetreten. Die Arbeit der Notfallseelsorge in Mainz wird von einem ökumenisch besetzten Vorstand verantwortet. 

„Dass Kirche so etwas macht, wusste ich gar nicht.“ Diesen Satz, verbunden mit großer Dankbarkeit, haben die Mitarbeitenden der Ökumenischen Notfallseelsorge Mainz bereits öfter gehört. Er zeugt davon, dass die Arbeit der Notfallseelsorge eine große Wirksamkeit in der Öffentlichkeit entfaltet. Sie ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und wird von dieser wertgeschätzt, aber auch eingefordert.