Wiesbaden

Im Jahr 1993 wurde der Verein „Seelsorge in Notfällen e. V.“ als Träger der Notfallseelsorge in Wiesbaden gegründet, um Menschen in Notlagen zu unterstützen. Vorangegangen waren Gespräche mit Rettungsdiensten, Kirchen, Polizei und Feuerwehr. Der Kreis der Mitarbeitenden umfasste von Anfang an Rettungsdienstmitarbeitende und Personen aus dem kirchlichen Kontext, wie Pfarrer Andreas Mann. Mann, der zugleich ehrenamtlicher Rettungssanitäter bei den Johannitern ist, erlebte bei seinen Einsätzen die Notwendigkeit, Menschen inmitten von Chaos und lähmender Stille zu begleiten. Er und seine Mitstreiter*innen wollten dies leisten.

Sie entwickelten zunächst die Idee einer Adresskartei für Notfallkontakte. Wenn ein Notfall eintritt, könnte man dann leicht eine Pfarrperson angerufen werden, die sofort zur Hilfe kommen kann. Diese Idee erwies sich jedoch als unzureichend, da die Erreichbarkeit und die Zuständigkeit im jeweiligen Einsatzgebiet nicht immer geklärt waren. So wurde schnell klar: Es mussten zuverlässige und übergreifende Strukturen für die Notfallseelsorge geschaffen werden. Es kam folglich 1993 zur Gründung des Vereins „Seelsorge in Notfällen e. V.“, der von da an die Notfallseelsorge in Wiesbaden aufbaute. Auch Pfarrer Detlef Nierenz sowie Eberhard Busch, der aktuelle Präses des Dekanatssynodalvorstands im Dekanat Wiesbaden und stellvertretende Vorsitzende des Vereins, waren an der Gründung beteiligt.

Am 1. April 1994 startete die Notfallseelsorge mit Rufbereitschaft und hatte bald zahlreiche Einsätze. Über einen solchen im November 1994 berichtete damals auch die Frankfurter Rundschau: Nach einem Hotelbrand brachte Andreas Mann die 20 Betroffenen und nun auf der Straße Stehenden kurzerhand im Gemeindehaus seiner Gemeinde in Wiesbaden-Dotzheim unter. 

Die Pioniere von „Seelsorge in Notfällen e. V.“ erkannten früh die Bedeutung der Notfallseelsorge, die fünf Jahre später, nach dem Zugunglück von Eschede im Jahr 1998, der breiteren Öffentlichkeit bewusst wurde.

Der Verein hat sich seit den Anfängen stark entwickelt. Die Ausbildung der Mitarbeitenden umfasst heute 120 Stunden, und es gibt einen lückenlosen Dienstplan. Auch die Qualität der Einsätze hat sich verändert: Die Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger waren zum Beispiel 2021 bei der Flutkatastrophe im Ahrtal im Einsatz, um Betroffene sowie Helfer zu unterstützen. 

„Von 0 auf Flächendeckung in 30 Jahren“ so beschreibt Andreas Mann die beeindruckende Entwicklung der Notfallseelsorge in Wiesbaden. Er betont, dass die Notfallseelsorge in der Gesellschaft angekommen ist und weiterhin gefordert wird: „Es ist viel zu tun auf dem Gebiet der PSNV!“ Um den Erfolg fortzusetzen, sind weitergehende Kooperationen mit Rettungsdiensten, Polizei, Feuerwehr und dem Katastrophenschutz geplant.