Frankfurt am Main

Die beeindruckende Geschichte der Notfallseelsorge in Frankfurt am Main reicht bis in die späten 1990er Jahre zurück. Ein einschneidendes Ereignis war der Anschlag an Heiligabend 1996 in der Kirche in Sindlingen. Eine Frau zündete während der Christmette eine Handgranate. Sie und zwei weitere Frauen starben, dutzende Menschen wurden verletzt.

Daraufhin taten sich im Jahr 1998 engagierte Pfarrpersonen zusammen, um die Notfallseelsorge in Frankfurt zu gründen. Gemeinsam mit der Stadt, den Rettungsdiensten und der Feuerwehr erarbeiteten sie ein Konzept für die Notfallseelsorge, das auf eine enge Zusammenarbeit abzielte. Im April 1999 ging die Notfallseelsorge schließlich an den Start.

Die Notfallseelsorge hat sich im Laufe der Jahre immer weiterentwickelt. Ab 2002 wurde ein Einsatznachsorgeteam etabliert, das wichtige Unterstützung für die Rettungsdienste und die Feuerwehren nach belastenden Einsätzen bietet. Die Leitung des Systems hat im Jahr 2023 Silke Bründermann übernommen, nachdem zuvor Dieter Roos, Irene Derwein, Conny von Schumann und Gunhild Höschele diese Position innegehabt hatten.

Die Berufsfeuerwehr der Stadt Frankfurt unterstützt die Notfallseelsorge finanziell und durch die Koordinierung der Alarmierungen sowie durch Fahrdienste zu und von den Einsatzorten. Trägerinnen der Notfallseelsorge sind die EKHN und die Diakonie Frankfurt und Offenbach, in deren Strukturen die Notfallseelsorge eingebunden ist. Hauptamtlich sind eine Leiter*in sowie eine Sozialarbeiter*in für dieses System tätig.

Die Notfallseelsorge Frankfurt am Main ist in der Stadtgemeinschaft gut vernetzt und bietet Unterrichtsmodule in Psychosozialer Notfallversorgung (PSNV) für Freiwillige Feuerwehren und Berufsfeuerwehren an. Sie pflegt auch enge Beziehungen zum „Frankfurter Netzwerk für Suizidprävention“, zum „Aktionskomitee Kind im Krankenhaus“ und den Polizeirevieren.

Ca. 30 Ehrenamtliche arbeiten in der Notfallseelsorge Frankfurt. Sie sind immer zu zweit im Dienst, gehen aber aufgrund der hohen Einsatzdichte meist erst einmal alleine zu den Einsätzen. Ein Hintergrunddienst unterstützt bei Bedarf die Kräfte vor Ort mit wichtigen Informationen und führt nach jedem Einsatz ein telefonisches Nachgespräch.

Entscheidender Erfolgsfaktor für die Notfallseelsorge Frankfurt ist die gute und vertrauensvolle Dienstgemeinschaft. Neben regelmäßigen Supervisionsangeboten finden alle sechs Wochen Teamabende mit thematischen Fortbildungselementen und Fallbesprechungen statt. Darüber hinaus werden gemeinsame Ausflüge und Feiern angeboten. Neue Mitglieder durchlaufen zu Beginn ihrer Arbeit eine Hospitationsphase, um von erfahrenen Notfallseelsorger*innen zu lernen. Besonders stolz sind die Mitarbeitenden darauf, dass in fast 25 Jahren noch nie ein Einsatz abgesagt werden musste, obwohl sie jährlich zu rund 300 Einsätzen gerufen werden. Die Ehrenamtlichen engagieren sich oft über viele Jahre hinweg. Einige bleiben über 20 Jahre als Ehrenamtliche der Notfallseelsorge treu.